Die Verbundgruppe EK/servicegroup setzt in der Branche Akzente. Im Mai soll die Fachgruppe Buch mit ersten Angeboten an den Start gehen. Die Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Buchhandlungen fungiert als Türöffner. buchreport gibt einen Überblick über die Pläne.
Die Bielefelder EK/servicegroup, mit einem Umsatz von 1,5 Mrd Euro nach eigenen Angaben eine der größten europäischen Handelskooperationen und seit Anfang 2008 mit der Sortimentervereinigung Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Buchhandlungen (AUB) verbandelt, treibt den Ausbau des Geschäftsfeldes Buch mit ehrgeizigen Zielvorgaben voran. „Wir wollen innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre zur bedeutendsten Verbundgruppen-Plattform für den inhabergeführten Mittelstand im deutschsprachigen Bucheinzelhandel wachsen“, gibt Stefan Vogel, Leiter des Geschäftsbereichs Buch, die Marschrichtung vor.
Der promovierte Diplomkaufmann, in der Vergangenheit als Abteilungsleiter für den Einkauf beim Buchhandelsriesen Thalia aktiv, ist im Januar nach einem kurzen Intermezzo beim mittlerweile insolventen Mediengroßhändler TMI zur EK/servicegroup gewechselt. Aktuell hat er folgende Projekte für den Buchhandel in der Pipeline, die schrittweise umgesetzt werden:
- Im Mai wird die Fachgruppe Buch aus der Taufe gehoben, die sich erstmals auf der EK/servicegroup-Hausmesse (7. bis 9. Mai) interessierten Sortimentern vorstellt.
- Zum Auftakt gehen Serviceangebote im Bereich Marketing/Vertrieb an den Start. Schwerpunkte bilden die Komplexe Werbung, POS-Gestaltung und Online-Lösungen mit Multichannel-Funktionalität. Auf der Agenda stehen aber auch Schulungen, Referate und Standortberatungen.
- In der Prüfungs- und Abstimmungsphase steht momentan das wichtige Thema „Zentrallogistik“ mit den Komponenten Einbindung der Lieferanten, Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette und Minimierung der Backoffice-Prozesse bei den Handelspartnern.
- Beim Leistungsaufbau spielen auch die Dokumentation und das Controlling von Waren und Datenströmen eine Rolle, die den teilnehmenden Buchhandlungen wichtige Wettbewerbsvorteile bieten sollen.
Zum Portfolio der Handelskooperation zählen momentan insgesamt 187 buchhändlerische Betriebe, rund 70 gehören zum klassischen Sortiment und sind damit geeignet, von den Dienstleistungen der Fachgruppe besonders zu profitieren. Eine Zahl, die in den nächsten Monaten signifikant steigen soll. „Wir offerieren zahlreiche Optimierungsmodule, die dem unabhängigen Sortimentsbuchhandel eine Stärkung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit sichern“, argumentiert Vogel.
Stabilität und Vorteile im Wettbewerb
Die Mitgliedschaft in der EK/servicegroup erfolgt über den Erwerb von Geschäftsanteilen mithilfe eines Ansparmodells, Beiträge werden nicht erhoben. Die gesamte Verbundgruppe kann bei ihrem Buhlen um Partner aus dem Buchhandel auf Kennzahlen verweisen, die Stabilität signalisieren. Das Geschäftsjahr 2008 wurde trotz allgemeiner Finanzkrise und gesamtwirtschaftlicher Rezession mit einem leichten Plus von knapp 1% abgeschlossen.
Eine abrundende Rolle in der Gesamtstrategie spielt die Dynamik des Anfang 2008 eingegangenen Schulterschlusses mit der AUB. Sie brachte nicht nur die 70 Sortimentsbuchhandlungen mit ins Boot, die den Nukleus der neuen Fachgruppe bilden. Der Verbund kooperiert heute auch mit rund 100 Verlagen, die sich dem Modell angeschlossen haben. Dazu zählen u.a. die Holtzbrinck-Verlage sowie die Verlage, die über Prolit ausliefern lassen. Auch auf dem Sektor der Verlage will die EK/servicegroup nach erfolgter Installation der Fachgruppe noch deutlich zulegen.
Vogel sieht für die Buchaktivitäten hohes Potenzial. Die Tatsache, dass in der Buchbranche trotz drückender Probleme für den Verbundgedanken noch viel Brachland zu beackern ist, nimmt er nicht als Hindernis, sondern als Auftrag.
Obwohl die Luft für viele unabhängige Buchhändler dünner wird, ist die Kooperationsrate in der Branche immer noch extrem niedrig. Von den rund 2500 Sortimentern ohne Anbindung an eine große Kette sind bislang lediglich etwa 700 in buchhändlerischen Verbünden organisiert. Die EK/servicegroup will sich mit ihrem Angebot auf einem Feld positionieren, auf dem es Einzelkämpfer zunehmend schwerer haben. „Im Zusammenschluss werden die Chancen entscheidend verbessert. Ich bin überzeugt, dass diese Vorteile in Zukunft von immer mehr Buchhändlern erkannt werden, weil der Druck weiter wachsen wird“, trommelt Vogel für den Beitritt zur Bielefelder Allianz.
Rainer Uebelhöde, uebelhoede@buchreport.de
aus: buchreport.magazin 4/2009
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