Auf dem Ramsch- und Restemarkt, traditionell das Ventil der Branche für unverkäufliche Ware und heute verstopft wegen der Überproduktion der großen Verlage, weht ein zunehmend rauer Wind. Vor allem aus dem internetgestützten Versandhandel – dort wurde das Gebrauchtbuch 2007 noch als „Wachstumsmotor“ gefeiert – kommen gehäuft Krisennachrichten:
- Mit Paperbackworld.de musste der größte Online-MA-Händler in Deutschland in der letzten Woche Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen.
- Bereits Anfang des Jahres traf vielbuch.de, einer der stärksten Player auf dem Amazon-Marketplace, das gleiche Schicksal. Schon im Dezember 2008 brach der Rivale hitbuch.de zusammen.
Zur Schieflage auf der Resterampe hat ein ganzes Bündel von Ursachen geführt.
- Überfüllter Markt: Die Zahl der gewerbsmäßigen Anbieter ist in den Boomzeiten zu stark gewachsen.
- Konkurrenz aus dem Wohnzimmer: Sie stehen im Wettbewerb mit einer wachsenden Gruppe von Buchhandelskunden, die gelesene Bücher ohne großen Aufwand online weiterverkaufen.
- Gnadenloses Dumping: Bei ohnehin schwachen Margen wurde immer kräftiger an der Preisschraube gedreht.
Die selbstmörderischen Preiskämpfe im Web stellen auch MA-Verlage vor immense Herausforderungen, die sich mit frisch gedruckten Büchern am Billigtisch im stationären Sortiment Stücke vom Kuchen sichern wollen. Sie müssen Impulskäufer nicht nur mit dem Preis kitzeln, sondern in der gesichtslosen Titelflut ständig neue Signale setzen.
Mehr dazu im neuen buchreport.express9/2009, der morgen erscheint (hier das Inhaltsverzeichnis)
Vermutlich treibt es Amazon aus Prestige-Gründen am schlimmsten. Neulich im Börsenblatt zu lesen, dass dort Bücher bereits VOR Erscheinen verbilligt gebraucht angeboten werden. Meistens ist (eigene Recherche) der Billigpreis nur unwesentlich niedriger – bestellt man aber, erlebt man – wenn man nicht aufpasst – eine Überraschung: Diese verbilligten Bücher werden (bzw. wurden, vielleicht hat sich das inzwischen geändert) nämlich grundstzlich mit Porto angeboten, sodass man fast oder über den normalen Preis kommt. Aber so festigt Amazon sein Image, billiger zu sein. Wem unter den Kollegen das Spaß macht, sollte das gelegentlich selbst ausprobieren wenn ihm was auffällt, an Buchreport oder Börsenblatt melden. Schöne Grüne igo