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Bindungsorientierte Ansätze sind gefragt

Katharina Saalfrank (Foto: Philip Schulte)

„Für Beltz war 2017 ein sehr gutes Jahr“, bilanziert Sachbuch-Programmleiterin Carmen Kölz. Das Umsatzwachstum im Bereich der Ratgeber und Sachbücher für Eltern verdanke der Verlag sehr stark dem Bestseller „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ von Danielle Graf und Katja Seide. Der Titel belegt nach wie vor die Spitzenposition der Themenbestsellerliste Erziehung & Pädagogik.

Als höchster Neueinsteiger platziert sich ein weiterer Schwerpunkttitel von Beltz im Ranking: „Kindheit ohne Strafen“ von der populären Pädagogin Katharina Saalfrank sichert sich kurz nach Erscheinen Platz 4.

„Die beiden Bücher und ihre Autorinnen ähneln sich im Kern in Bezug auf Haltung und Ansatz, sind aber auch sehr unterschiedlich“, findet Kölz. „Alle betonen den wertschätzenden, bindungsorientierten Umgang mit Kindern. Beide Bücher schauen auch darauf, was auf der Seite der Eltern passiert, also warum man in bestimmten Situationen so und nicht anders reagiert.“ Saalfrank rekurriere dabei allerdings weniger auf die Hirnforschung als Graf und Seide, dafür mehr auf ihren familientherapeutischen Ansatz.

Im Interview ordnet Carmen Kölz die beiden aktuellen Bestsellererfolge in das Beltz-Programm und die Markttrends ein:

Auf welche Themen und Formate setzen Sie aktuell?

Zum einen auf die klassischen Elternthemen wie Schwangerschaft, Schlaf oder Pubertät, aber mit neuen Akzenten. Zum anderen Bücher, die auf gegenwärtige Herausforderungen Antworten geben, etwa die Frage, wie viel Selbstständigkeit und Unabhängigkeit man seinem Kind zugestehen kann. Hier herrscht bei vielen Eltern Unsicherheit. Im März 2018 wird dazu bei Beltz das neue Buch der „Wunschkind“-Autorinnen erscheinen. Darin geht es um die Jahre 5 bis 10 und all die Fragen und Herausforderungen, die sich Eltern während der Grundschuljahre stellen.

Darüber hinaus kommt der bindungs- und beziehungsorientierte Ansatz im Umgang mit dem Kind im Mainstream an und erfasst breitere Zielgruppen. Da hat sich in den letzten Jahren eine Menge verändert und wir stellen fest, dass junge Eltern die entsprechenden Bücher suchen.

Was sind die Gründe für den Erfolg vom „Wunschkind“ und von „Kindheit ohne Strafen“?

Bei „Kindheit ohne Strafen“ ist es vermutlich die Kombination aus prominenter Autorin und dem Thema Strafen, das polarisiert und teilweise auch provoziert. „Beziehung statt Erziehung“, der Ansatz von Katharina Saalfrank, rekurriert auf das Bedürfnis vieler Eltern, es anders als ihre eigenen Eltern zu machen und nicht auf Strafen und Konsequenzen zu setzen. Und zwar ohne die elterliche Verantwortung aus der Hand zu geben, im Gegenteil. Die Empathie, mit der Frau Saalfrank sich dem Thema widmet – auch im Hinblick auf die eigene Kindheit der Eltern, die eine größere Rolle spielt im Buch – kombiniert mit konkretem Rat, das ist meiner Meinung nach ein Grund für den Erfolg. Und vermutlich auch das Cover, das viele an Bullerbü erinnert.

Beim „Wunschkind“ ist es wohl die gelungene Kombination aus Thema, außergewöhnlichem Titel, Cover, sehr erfolgreichem Blog, vor allem aber die Expertise und Haltung der Autorinnen auf Augenhöhe zu ihren Lesern. Danielle Graf und Katja Seide schreiben auf der Basis von neurologischen und entwicklungspsychologischen Erkenntnissen sowie eigenen Erfahrungen und denen anderer Mütter. Vor Jahren haben sie den Blog „Das gewünschtestes Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ ins Leben gerufen und mittlerweile eine riesige Lesercommunity. Die übrigens von Anfang an dazu beigetragen hat, dass das Buch zum Erfolg wurde. Das habe ich in dieser Form noch nicht erlebt. Noch bevor das Buch erschien, waren die Vorbestellungen durch die Website des Blogs so hoch, dass auch der Handel noch vor Erscheinungstermin nachorderte.

Inwiefern ähnelt sich die Zielgruppe der beiden Titel?

Die Zielgruppen überscheiden sich, wobei das Buch von Graf/Seide mittlerweile neue Zielgruppen gewonnen hat, die weder den Blog noch die Inhalte oder den Ansatz vorher kannten. Bei Frau Saalfrank ist die Zielgruppe von Vornherein breiter durch ihre Bekanntheit und weil es in „Kindheit ohne Strafen“ vom Alter her weit über die Autonomiephase hinaus bis in Zeit der Pubertät geht.

Hier geht es zur Themenbestsellerliste Erziehung & Pädagogik.

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