Während große Teile der Branche alle Ressourcen dafür einsetzen, die Gelegenheitskäufer einzufangen, interessiert sich Amazon nicht für die breite Masse. Mit dem Kindle-Programm hat das Unternehmen die Topkäufer im Auge. Ein kluger Schritt?
Die „stand-alone-eReader“ stehen momentan unter so großem Druck, dass sie bereits in den Preiskampf gezogen sind, um sich gegenüber den multi-Devices, oder sagen wir einfach, gegenüber dem iPad, behaupten zu können.
Gestern habe ich mir die Frage gestellt, ob man das iPad überhaupt mit eReadern vergleichen kann (sprechen wir hier nicht von vollkommen unterschiedlichen Medien bzw. Trägermedien?). Und warum eigentlich nie jemand vom Buch erwartet, hat dass es auch Musik spielen kann? Heute finde ich einen wirklich wunderbaren Artikel zu den unterschiedlichen Typen von Buchkäufern. Three Categories of Book Buyers Auch wenn die Zahlen dem US-Markt zugeordnet werden, bin ich mir sicher, dass sich die Aussagen im Wesentlichen verallgemeinern lassen:
– Die Topkäufer: 10 Prozent aller Buchkäufer machen satte 70 Prozent des Umsatzes aus.
– Das Mittelfeld: 20 Prozent der Käufer sind für 20 Prozent des Umsatzes verantwortlich.
– Die große Masse: 70 Prozent der Käufer stellen lediglich 10 Prozent des Umsatzes.
Oder mit anderen Worten: Sehr wenig Leser retten die gesamte Branche, während der Großteil nur selten ein Buch kauft.
Es scheint also ratsam, die kleine Gruppe von zehn Prozent der Buchkäufer als Zielgruppe zu umwerben, wenn man seine Bücher im Trockenen haben will – und genau hier beginnt das Wunder der Buchbranche: (Oder das Wunder von Apple)
Statt den kaufkräftigen 10 Prozent, werden alle Ressourcen dafür eingesetzt die Gelegenheitskäufer einzufangen. Da diese das Lesen eines Buches, neben anderen Freizeitbeschäftigungen, wie surfen, video sehen oder gaming, eher unwichtig finden, werden dementsprechend Geräte entwickelt, die AUCH als Lesegeräte benutzt werden können. Wobei diese Funktion eher ein netter Nebeneffekt ist. (wenn man‘s schon mal hat, dann kann man ja auch drauf lesen.)
Man könnte sich ja durchaus fragen, warum ein Mediengigant wie amazon ein Gerät entwickelt, dass einfach nur zum Lesen bestimmt ist? Die Antwort ist einfach: Amazon interessiert die breite Masse nicht sonderlich. Was wichtig ist, sind die zehn Prozent. Die Topkäufer. Die Leute, die mehrere Bücher im Monat lesen. Diejenigen, die 70 Prozent des Geschäfts ausmachen. Und denen ist es vollkommen egal, ob das Ding, mit dem sie ein Buch lesen, auch noch Musik abspielen kann. Denn sie nutzen nur die Lesefunktion, diese sollte allerdings so gut sein, wie sie das von dem anderen Ding kennen, mit dem sie normalerweise lesen: Das Buch.
Das Buch, im Gegensatz zur Platte, dem Tape, der CD bereits viele Moden überstanden, vielleicht sollte man sich also an diesem Evergreen orientieren, wenn man eine e-Version daraus macht.
Birte Huizing ist PR-Chefin bei der txtr GmbH, wo sie sich mit der Entwicklung im eBook-Markt auseinandersetzt. Zuvor war die Germanistin Nachrichtenredakteurin beim Branchendienst turi2.de und Volontärin bei Ullstein. Auf ihrem privaten Blog www.lesensmittel.de und via Twitter schreibt sie rund um den Buchmarkt 2.0
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