Die zweitgrößte amerikanische Buchhandelskette Borders will eventuell 75 zusätzliche Filialen schließen und noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft wieder auf Kurs sein. Dies sagte Borders-Chef Mike Edwards gegenüber dem Wall Street Journal in seinem ersten Interview nach der Insolvenzanmeldung. Edwards hofft darauf, Verlegern und anderen Gläubigern bis Anfang April einen formellen Business-Plan vorlegen zu können.
Wie angekündigt, will Borders 200 seiner Filialen schließen. Wie viele der dann verbleibenden 433 Filialen zusätzlich gestrichen werden, hinge nun vor allem von den Verhandlungen mit den Vermietern der Ladenlokale ab, so Edwards.
Borders wurde unter anderem vorgeworfen, die Digitalisierung verschlafen zu haben. Um das E-Book-Geschäft auszubauen, setzt Borders nun auf die Erfahrungen des kanadischen E-Book-Anbieters Kobo, an dem die Buchhandlung einen Anteil hält. Auch der E-Reader von Kobo soll, zusätzlich zu den E-Readern anderer Hersteller, bei Borders verkauft werden. Edwards bedauerte, dass zwar viele Kunden die Internetseite borders.com besuchen, aber nur wenige dort einkaufen. Ändern soll dies ein Online-Manager, den er eventuell noch einstellen will.
Die größte Herausforderung für Borders ist nach Ansicht der Wall-Street-Redakteure die Neuausrichtung der Borders-Großmärkte, mit einer Fläche von rund 2300 qm. Die gesamte Verkaufsfläche für Bücher will Edwards auf etwa 1400 qm verringern, vor allem schlecht verkäufliche Titel sollen aus dem stationären Sortiment genommen und stattdessen digital oder online verkauft werden. Auch in Deutschland denkt Thalia über eine Verkleinerung der Flächen nach. Auf der frei werdenden Fläche will Edwards ein Café eröffnen, außerdem soll Spielzeug oder Unterhaltungselektronik ins Sortiment aufgenommen werden. Doch auch gebrauchte Bücher sind seiner Ansicht nach eine attraktive Ergänzung.
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