Der Amazon-Konditionenstreit findet eine Fortsetzung in den USA; wo die hochkarätig besetzte Interessengemeinschaft Authors United einen weiteren offenen Brief aufgesetzt hat. Diesmal richtet sich dieser an den Verwaltungsrat von Amazon. Tenor: Die 2500 betroffenen Hachette-Autoren spüren die Auswirkungen des Streits deutlich.
Der offene Brief geht einmal mehr auf die Initiative von Douglas Preston zurück und wurde laut Autoren über 1000 Mal unterzeichnet, von Autoren wie Stephen King, Suzanne Collins, James Patterson und David Baldacci. In dem Schreiben heißt es, die „Sanktionen“ Amazons – gemeint sind: Wegfall der Vorbestellmöglichkeit und niedrigere Liefergeschwindigkeit – hätten die Verkäufe von Hachette-Autoren um mindestens 50% und bis zu 90% sinken lassen, und zwar sowohl bei Hardcovern, E-Books als auch Paperbacks, bei etablierten Autoren und Debütanten. „Diese Männer und Frauen sind zutiefst besorgt darüber, was dies für ihre Karriere bedeutet“, heißt es.
„Segnen Sie als Amazon-Director diese Politik der Bücher-Sanktionen ab?“, wenden sich die Briefschreiber an die Aufseher des E-Commerce-Unternehmens. „Entsprechende Bemühungen, den Verkauf von Büchern zu behindern oder blockieren, haben eine lange und schlimme Geschichte. Wollen Sie persönlich damit in Verbindung gebracht werden?“
In ihrem Brief bemühen sich die Autoren um eine differenzierte Haltung:
- „Wir sind nicht gegen Amazon“: Man sei sich bewusst, dass die Hälfte der in den USA verkauften Bücher von Amazon ausgeliefert werde. Aber: Amazon habe die Initiative wiederholt als Aktion reicher Bestseller-Autoren dargestellt, die höhere E-Book-Preise durchsetzen wollten. Das stimme nicht, Zum Pricing habe man sich nicht geäußert, außerdem seien der Großteil der Unterzeichner Midlist-Autoren, die kaum über die Runden kämen.
- „Bücher sind kein Konsumgut“: Das unterscheide des Dissens von herkömmlichen Streitigkeiten in anderen Branchen, wo Amazon jedes Recht habe, Konsumgüter nicht zu verkaufen, falls man sich mit einem Zwischenhändler nicht einigen könne. „Bücher sind keine Toaster oder Fernsehgeräte.“
- „Amazon hat wichtige Innovationen im Publishing vorangetrieben“: Dazu zählen die Autoren „das wunderbare Selfpublishing-Modell“. Aber: Traditionelle Verlage seien unverzichtbar, weil sie Autoren mit ihren Vorschüssen die Freiheit gäben, ihre Bücher zu schreiben. „Wie kann ein junger Autor beim Amazon-Modell seine aussichtsreichen Ideen finanzieren? Und was ist mit der Rolle der Lektoren und Korrektoren, die sicherstellen, dass das, was im Regal landet, wertvoll und akkurat ist?“
In ihrem ersten offenen Brief hatten Preston & Co. Amazon aufgefordert, den Streit mit Hachette zu beenden, „ohne Autoren zu schaden und ohne den Verkauf von Büchern an die Kunden zu blockieren oder auf andere Art zu verzögern“.
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Das erschüttert mich allmählich, wie hilflos und devot Autoren für ihre Sache streiten. Vielleicht sollten sie mal Kafka lesen und dann noch mal die Geschichte von David gegen Goliath. Liebe Autoren, Mitleid ist kein gutes Marketing: http://thomasbrasch.wordpress….