Bereits seit einigen Jahren feiern Vampire als Kultur- und Medienphänomen fröhliche Wiederkehr, in jüngster Zeit haben Popularität und Präsenz der Blutsauger allerdings einen deutlichen Schub bekommen. Auslöser für den Blutrausch sind die „Bis(s)“-Romane der amerikanischen Autorin Stephenie Meyer, die an diesem Samstag mit „Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl“ einen weiteren Band ihrer Vampir-Schmonzette vorlegt. Dass Carlsen mit dem Spin-off noch den letzten Blutstropfen aus der bereits abgeschlossenen Saga herausholen will, überrascht nicht angesichts von über 7 Mio verkauften Büchern. Auch für andere Buchverlage ist das Blutsauger-Genre noch längst nicht ausgelutscht.
„
Dark Romance“ entwickelt sich zu eigenem GenreEine Recherche in Barsortimenskatalogen unter dem Stichwort „Vampir“ liefert allein fürs Erscheinungsjahr 2010 rund 160 Novitäten, all die Titel über Werwölfe, Zombies und andere Schattenwesen gar nicht mitgerechnet. Ein beispielhafter Einblick in die aktuellen Vorschauen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Pünktlich zum Filmstart von „Eclipse – Bis(s) zum Abendrot“ bringt Carlsen das Buch zum Film. Außerdem schöpft der Verlag weitere Verwertungsstufen aus: Ebenfalls im Juli kommt der erste Band der Comic-Adaption von „Bis(s) zum Morgengrauen“, im Herbst folgt dann die komplette Roman-Reihe im Taschenbuch-Schuber; die Hardcover-Boxen wurden bereits 150000-mal verkauft.
- Gemessen an den Auftritten auf der SPIEGEL-Bestsellerliste reicht bisher die „House of Night“-Serie des Autoren-Duos P.C. und Kristin Cast noch am ehesten an den Erfolg der „Bis(s)“-Reihe heran: Die Romane erscheinen unter dem Label FJB, dem neuen Fantasy-Programm von S. Fischer. Nach den Erfolgen von „Gezeichnet“ (500000 verkaufte Exemplare, Platz 1) und „Betrogen“ erscheinen im August und November Band 3 („Erwählt“) und Band 4 („Ungezähmt“) der Reihe. Ein Ende ist nicht in Sicht: Band 5 bis 7 liegen bereits im Original vor und erscheinen auf Deutsch im nächsten Jahr (Februar, Mai und August).
- Ebenfalls auf der Bestsellerliste vertreten, wenn auch nicht ganz so hoch gesetzt, sind die bei Page & Turner erschienenen Titel der „Evermore“-Serie, die zwar streng genommen keine Vampirgeschichte ist, aber zweifellos auf die
Meyer-Leserschaft abzielt. Kurzfristig ins Programm genommen hat Page & Turner jetzt Band 4 „Das Schattenland“ (erscheint im August). Übrigens setzt sich auch hier verlagsübergreifendes Crossmarketing durch: Piper bewirbt etwa Siri Lindbergs „Nachtlilien“ als „High Fantasy für alle Fans der ‚Evermore-Saga‘“. - Andere Verlage profilieren sich durch Abgrenzung, etwa Droemer/Knaur in der Vorschau des Jugend-Fantasy-Imprints Pan, wo die beiden neuen Bände der „Mitternachtszirkus“-Reihe (Juli und September) mit einem Zitat aus der „Süddeutschen Zeitung“ als „sympathischer als die gelackten Twilight-Schnösel“ geadelt werden. Bissig geht es auch im Knaur-Programm zu mit „Judastöchter“ von Bestseller-Autor Markus Heitz im Dezember.
- Neben Neuerscheinungen und Paperback-Originalausgaben bei Verlagen, die bereits Bestseller-Autoren mit Vampirbüchern im Programm haben (z.B. Heyne mit Tanja Heitmanns „Nachtglanz“ oder Penhaligon mit Jeaniene Frosts „Nachtjägerin“), wagen sich auch von Vampirblut bisher eher unbeleckte Verlage wie etwa KiWi („Die Radleys“) oder Aufbau („Dracula my love“) vor.
- Nahezu alle Taschenbuch-Verlage haben Titel im Programm, die unter „Dark Romance“ oder „Romantic Fantasy“ laufen. Egmont bestreitet sein Lyx-Programm nahezu ausschließlich mit allen möglichen Untoten.
- Niederschlag finden Vampire auch im Sachbuch, unter anderem bei Residenz, Tropen, Brandstätter und dem Unionsverlag.
aus buchreport.express 22/2010
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