Bianca Krippendorf, ist seit Ende 2009 Geschäftsführerin bei Zweitausendeins, an der Seite von Ralph Koch. Im Interview mit buchreport.de beschreibt die Justiziarin und Assistentin von Eigentümer Michael Kölmel die Gefahr die Insolvenz und die größten Baustellen des Unternehmens.
Wie groß ist aktuell die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit?
Zweitausendeins hat bisher alle seine Rechnungen bezahlen können und bezahlt. Dass das so bleibt, ist unser Ziel. Das sollte übrigens die oberste Aufgabe eines jeden Unternehmensmanagements sein.
Sie planen massive Einschnitte im Unternehmen.
Um den Verlag auf eine stabile wirtschaftliche Basis zu stellen und damit auch die Mehrzahl der Arbeitsplätze zu erhalten, sind deutliche Einschnitte zur Kostenreduzierung nicht vermeidbar. Wir sind dabei leider auch gezwungen, zum Beispiel das Kundencenter still zu legen. Diese Kosten liegen weit über denen unserer Wettbewerber; sie resultieren aus bestehenden vertraglichen Vereinbarungen, die wir nicht einseitig ändern können. Dazu zählen beispielsweise eine 35 Stundenwoche, die in unserer Branche weder üblich noch finanzierbar ist, aber auch sehr hohe Urlaubsansprüche, die in Einzelfällen bis zu 39 Tagen im Jahr reichen. Nicht richtig an Ihrer Berichterstattung ist jedoch, dass es einen Umzug nach Halle geben soll.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass damit die Wende geschafft werden kann?
Wir setzen alle unsere Kräfte dafür ein, Zweitausend wieder zu seinen früheren wirtschaftlichen Erfolgen zurückzuführen. Wenn wir dieses Ziel nicht für erreichbar hielten, würden wir es uns nicht setzen.
Weniger Personal bedeutet weniger Service. Wie kann diese Rechnung aufgehen?
Diese Gleichung kann nicht aufgehen, weil sie nicht stimmt. Wir werden unseren Kunden auch künftig qualitätvolle Produkte und einen guten Service anbieten. Allein die Anzahl der beschäftigten Mitarbeiter sagt darüber nicht viel aus. Die Frage ist doch, an welcher Stelle Menschen mit welcher Qualifikation sitzen, wie die Kundenbetreuung gemanagt ist und wie die internen Abläufe organisiert sind.
Sparen allein wird nichts an den Baustellen von Zweitausendeins ändern. Wo sehen sie die größten Probleme?
Wir haben im Interesse unserer Kunden und des größten Teils der Belegschaft nur ein Ziel: Wir werden alles tun, um Zweitausendeins wieder zu einem erfolgreichen Verlagshaus mit attraktiven Arbeitsplätzen zu führen. Mit den vorliegenden Restrukturierungsmaßnahmen machen wir den ersten Schritt, um auf eine stabile wirtschaftliche Basis zu gelangen. Diesem Schritt werden weitere folgen, wie zum Beispiel, das Internet durch einen Relaunch attraktiver zu machen. Über diese Folgeschritte können wir jedoch erst informieren, wenn die Entscheidungen dazu getroffen sind. Und dafür nehmen wir uns die nötige Zeit, um unseren Kunden optimale Ergebnisse präsentieren zu können.
Laut Unternehmensregister gibt es seit einigen Jahren Umsatzrückgänge. Was sind die Ursachen?
Von den von Ihnen angesprochenen Umsatzrückgängen ist unsere gesamte Branche betroffen. Leider macht die Wirtschaftskrise auch vor dem Einzelhandel nicht halt.
Bislang hat Der Eigentümer Michael Kölmel immer wieder Geld nachgeschossen. Unter welchen Umständen ist Herr Kölmel zu weiteren Finanzspritzen bereit?
Jeder Investor wie auch jede Bank, die Kredit geben soll, werden Geldmittel nur dann zur Verfügung stellen, wenn sie erwarten können, dass das Geld wieder zurück kommt und auch eine angemessene Rendite erwirtschaftet. Dazu benötigt man erfolgversprechende Konzepte und Umsetzungserfolge. Einen Blanko-Scheck stellt niemand aus. Wie kann es gelingen, neue Kundengruppen zu erschließen? Zunehmend entdecken auch wieder jüngere Kundengruppen Zweitausendeins und interessieren sich für unsere Produkte. Das ist unsere Erfahrung aus den letzten Monaten. Diesen Trend werden wir weiter ausbauen, zum Beispiel auch über einen neuen Internetauftritt.
Welche Bilanz ziehen Sie zu den Shop-in-Shop-Aktivitäten? Gerüchteweise wollen sich einige Kooperationspartner zurückziehen.
Wir haben im vergangenen Jahr alle unsere Kooperationen planmäßig einer eingehenden Analyse unterzogen. Wer einen unternehmerisch neuen Schritt wagt, muss dem Projekt eine Anlaufzeit zugestehen und damit Erfahrungen sammeln, um danach feststellen zu können, wo es funktioniert und wo gegebenenfalls Korrektur- oder Optimierungsbedarf besteht. Das Ergebnis hat uns nicht überrascht: Denn in der Tat hat sich der Grundgedanke als richtig erwiesen: Unsere Kooperationen sind ein erfolgversprechender Weg, um unsere Vertriebsaktivitäten weiter zu verstärken. Trotzdem gibt es an der einen oder anderen Stelle Korrekturbedarf. Wir werden daher an den Kooperationen festhalten – jedoch nicht an jedem Standort. Wir werden uns von einzelnen nicht rentablen Standorten trennen, aber parallel auch neue Kooperationen begründen.
Ende 2009 hieß es, Herr Kölmel werde spätestens im April 2011 selbst in die Geschäftsführung vorstoßen. Steht der Plan noch?
Herr Dr. Kölmel ist der Eigentümervertreter, der sein Knowhow, seine Ideen und auch seine Kreativität bei der Entwicklung einer zukunftsfähigen Strategie in den Gesprächen mit dem Management einbringt. Er ist schließlich noch in einer ganzen Reihe weiterer Projekte engagiert.
Die Fragen stellte Daniel Lenz.
Eine ausführliche Analyse zur Situation bei Zweitausendeins erscheint im neuen buchreport.express am Donnerstag
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