Boerse.bz ist eine der meistfrequentierten und titelstärksten E-Book-Piraterie-Websites im deutschsprachigen Raum. Unter Leitung der Staatsanwaltschaft Köln sind jetzt 121 Wohnungen mutmaßlicher Verantwortlicher durchsucht worden. 400 Polizeibeamte waren in 14 Bundesländern im Einsatz. Der Vorwurf lautet auf gewerbsmäßiger Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Filmen, Games, E-Books und Musikstücken. Die Uploader sollen monatliche Gewinne von bis zu mehreren Tausend Euro erzielt haben.
Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) initiierte das Verfahren mit einem Strafantrag. Die von ihr recherchierten Hinweise leitete die GVU in den vergangenen Monaten an die Staatsanwaltschaft Köln weiter, um Boerse.bz ausbremsen zu können.
Zuletzt hatte die Plattform für Schlagzeilen gesorgt, als sie im Juli Besucher aus einigen Ländern, darunter auch die deutschen Nutzer, aus ihren Download-Foren ausschloss und sich der Nachfolger Boerse.to formierte. Längst sind allerdings zahlreiche Wege bekannt, die IP-Sperre zu umgehen.
Mal die Kirche im Dorf lassen. Die Seite als E-Book-Piraterie-Website zu bezeichnen bedarf schon einer gewissen Selbstüberschätzung. Das war in erster Linie eine Seite für Filme, Musik und Games. Und ganz ganz weit hinten im Bus wurden auch ein paar E-Book Pakete verschoben. Wegen E-Books (im wesentlichen) wäre bei der Staatsanwaltschaft nicht mal ’ne Maus ausgerückt. Darum wird auch in der Pressemitteilung eben die og. Reihenfolge (Film, Musik, Games und E-Books) verwendet.
Nun ja, ein paar zehntausend Bücher waren/sind das schon. Und einzelne davon ziemlich teuer, nämlich deutlich teurer als etwa ein Musikalbum, und das könnte die Staatsanwaltschaft schon interessiert haben.
Aber „Kirche im Dorf lassen“ würde ich auch sagen. Es ist noch nicht so lange her, dass die hier involvierte Kanzlei eine Hausdurchsuchung bei jemandem veranlasste, nur weil er so hieß wie ein Pseudonym des E-Book-Piraten SpiegelBest (der sich das Pseudonym wohl einfach aus dem Telefonbuch gepickt hatte). Hoffen wir mal, dass in den 121 Fällen hier besser recherchiert wurde. Aufwand und Kosten für den Einsatz dürften enorm sein. Wenn ich allein an die Computer-Forensik denke …