Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, im Rahmen des Branchenprojekts Libreka (ehemals Volltextsuche online) das technisch Machbare und wirtschaftlich Sinnvolle mit dem branchenpolitisch Gewünschten unter einen Hut zu bekommen. Jetzt, da das E-Book vor dem Eintritt in den Publikumsmarkt steht, erscheint zweifelhaft, ob vor allem letzteres gelungen ist.
So untermauern die Barsortimente durch Taten, was sie bereits auf der Tagung des Branchenparlaments im November zum Ausdruck brachten: Dass sie für sich keinen Platz im Libreka-Konzept sehen. Nach Libri und Umbreit geht auch KNV mit einem eigenen E-Book-Angebot an den Start. Auch aus den Reihen der stationären Sortimenter mehren sich die kritischen Stimmen, dass die als Gemeinschaftsprojekt apostrophierte Branchenplattform ihnen keine relevanten Optionen bietet – was vielleicht daran liegt, dass E-Book und stationärer Handel grundsätzlich nicht zueinander passen.
MVB-Geschäftsführer Ronald Schild versichert dagegen, dass die Sortimenter mit ins Boot kommen. Es gebe viele Möglichkeiten der Einbindung – von der Verlinkung eigener Websites über die Nutzung als Inhaltelieferant bis hin zur umfassenden inhaltlichen Beratung. Es werde daran gearbeitet, gerade einen Verkauf von E-Books in den Buchhandlungen zu ermöglichen.
Aus Sicht der Sortimenter leidet all das an einem schweren Makel: Im Libreka-Konzept führt ein Weg an ihnen vorbei, und der könnte für Verlage und Kunden attraktiver sein als ihre Einbindung. Wie der Kunde allerdings die neuen E-Commerce- und E-Book-Möglichkeiten tatsächlich nutzt, werden erst die kommenden Monate zeigen. Wenn die Einbindung des stationären Sortiments in der Praxis nicht gelingen sollte, bliebe sie als Arbeitsauftrag für die Libreka-Macher bestehen.
(Aus buchreport.express 10/2009)
Sehr geehrter Herr Ulmer,
vielen Dank für die Erklärung der Marktmechanismen. Das größte Regulativ ist leider noch nicht angesprochen worden – ist doch der Verkauf der Hörbücher schon eine Lehre – die Auswahl erfolgt beim Kunden – und das demnächst in jeder Altersgruppe – über den Preis. Das wird dann von den einstelligen „Gewinnmargen“ im Sortiment nicht kompensiert.