Für seinen Roman „Widerfahrnis“ (Frankfurter Verlagsanstalt) hat Bodo Kirchhoff (Foto: Heike Huslage-Koch) in diesem Jahr den Deutschen Buchpreis erhalten. Das Werk sei „ein vielschichtiger Text, der auf meisterhafte Weise existenzielle Fragen des Privaten und des Politischen miteinander verwebt und den Leser ins Offene entlässt“, hieß es in der Begründung über das Buch zweier Menschen auf der Reise nach Süden. Privat empfiehlt der Autor einen Roman von Marlen Haushofer.
„Ich schreibe im Moment an etwas und während dieser Phase lese ich grundsätzlich nicht. Zuletzt habe ich im Spätsommer ein altes Buch von Marlen Haushofer gelesen: ‚Eine Handvoll Leben‘. Beeindruckt hat mich daran die kühle Präzision der Sprache, die zugleich sehr die Gefühle der handelnden Personen sprachlich erfasst hat; es ist eine Sprache, die das Pathos nicht scheut, aber nie von ihm vereinnahmt wird. Erzählt wird eine lange zurückliegende Liebesgeschichte – die Protagonistin kehrt als Käuferin in das Haus zurück, in dem sie einst in einen Gefühlstumult gestürzt wurde. Sie hat einerseits Distanz dazu und ist andererseits ganz nah an ihrem früheren Leben. Wie Marlen Haushofer diese Paradoxie löst, ist heute so kaum noch zu finden. Und ehe jemand ihren berühmten Roman ‚Die Wand‘ liest, sollte er dieses Buch lesen.“
Marlen Haushofer Eine Handvoll Leben 160 S., 8,90 €, dtv, ISBN 978-3-423-13275-6
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