Der öffentlich-rechtliche Rundfunk-Sender WDR hat seine Mitarbeiter über das Wegfallen von Literaturinhalten in seinem Programm informiert. Der Börsenverein bezieht Stellung.
„Es darf keinen Sendeschluss für Bücher in unserer Gesellschaft geben“, heißt es im Offenen Brief des Verbands. Literaturthemen gerieten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zunehmend ins Abseits.
Ab dem 1. März sollen auf dem Radio-Kultursender WDR 3 unter der Woche alle festen Programmplätze für Literaturkritik wegfallen. Betroffen sind neben der Buchrezension, die täglich in der Sendung „Mosaik“ ihren festen Platz hatte, das Mosaik Samstagsgespräch mit Kulturschaffenden sowie die Sendungen „Das Lesezeichen“ und „Das Gedicht“.
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: „Die Entscheidung des WDR, die sich einreiht in immer mehr Streichungen von Kultur- und Literaturprogrammen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ist ein verheerendes Zeichen für die Buchbranche, aber auch für die gesamte Gesellschaft. Es darf keinen Sendeschluss für Bücher geben! Wir appellieren an den WDR, seinem gesetzlichen Auftrag einer kulturellen Grundversorgung nachzukommen und attraktive Formate für eine Literaturberichterstattung zu schaffen, anstatt inhaltlichen Kahlschlag zu betreiben.“
Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, ergänzte: „Nicht erst während der Coronakrise hat sich gezeigt, wie wichtig Bücher für die Menschen sind: Sie vermitteln Wissen, regen Debatten an, geben Halt und Orientierung. Die Buchbranche bringt mit großem Engagement Bücher zu den Menschen. Die Menschen brauchen unbedingt das öffentliche Gespräch über Literatur, um Anregung und Orientierung zu finden – und das zählt zum genuinen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.“
2020 hatte der WDR bereits den „Literaturmarathon“ des Radiosenders WDR 5 aus dem Programm genommen. Zuvor entschied der Norddeutsche Rundfunk im Mai 2020, die Literatursendung „Bücherjournal“ einzustellen.
Öffentlich-rechtliche Sendeplätze für Buchthemen gingen in den vergangenen Jahren auch durch die Streichungen anderer ARD-Anstalten wie dem HR oder dem BR Fernsehen („Lesezeichen“, „Lido“, „Südlicht“, „Gottschalk liest“) und dem SWR Fernsehen („Lesenswert Sachbuch“) verloren.
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