Die Absage der Leipziger Buchmesse ist noch frisch, die Enttäuschung spürbar. Zu den ersten Reaktionen gehört ein Offener Brief, den Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs und Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff am Mittwochmittag veröffentlicht haben.
Darin richten sie einen Dank an den Leipziger Messechef Oliver Zille, der „wie ein Löwe“ um die Messe gekämpft habe, sich die Zustimmung von Stadt und Land gesichert habe, nur um am Ende vor der Realität der Pandemie habe kapitulieren müssen. „Mit Ihrem kleinen Team haben Sie alles gegeben, um uns die Bühne bereiten zu können, die wir alle so brauchen“ heißt es.
Zugleich formulieren Schmidt-Friderichs und Kraus vom Cleff aber auch eine Mahnung an die Branche, auf die Absage nicht mit Wut zu reagieren – sondern stattdessen Mitgefühl für Zille und sein Team zu formulieren.
In die gleiche Richtung zielt auch der Hinweis auf jene Verlage, deren Absage am Ende das diesjährige „Aus“ für die Buchmesse beschleunigt habe:
„Lassen Sie uns denjenigen, die ihre Teilnahme abgesagt haben, mit Respekt und Anerkennung begegnen – sie haben aus Verantwortungsgefühl gehandelt und keineswegs aus Messemüdigkeit, im Gegenteil.“
Sehr geehrte Damen und Herren, ich zweifle sehr, dass diejenigen, die ihre Teilnahme abgesagt haben, aus Verantwortungsgefühl heraus gehandelt haben. Die Tatsachen sind simpel, die Leipziger Buchmesse ist ihnen nicht wichtig genug. Möglicher Weise reicht diesen Verlagen auch die Frankfurter Buchmesse. Das halte ich für ein verheerendes Signal, das die Gräben zwischen Ost und West weiter vertiefen wird. (Die Berlinale findet fast zeitgleich statt. Was sagt Frau Roth zur Absage der Leipziger Buchmesse, da habe ich bisher nichts gehört. Aber sie eröffnet mit großer Geste die Berlinale. ) Dies erscheint in Ostdeutschland wie ein Komplott – und es ist möglicherweise auch eins.