In Zeiten der Finanzmarkt-Krise muss sich auch die mittelständische Buchbranche neu orientieren. Strukturwandel und Digitalisierung entfalten aber mehr Dynamik als die Rahmenbedingungen.
Die Strichliste von Axel Bartholomäus wird in diesem Jahr etwas kürzer ausfallen. Der auf Unternehmenskäufe und -verkäufe in der Verlagsbranche spezialisierte Berater (Bartholomäus & Cie., Frankfurt a.M.), der über alle Transaktionen branchenweit Buch führt, rechnet für 2008 mit weniger M&A-Deals als im lebhaften Vorjahr und mit leicht rückläufigen Kaufpreisen: „Im anzeigenabhängigen Verlagsgeschäft sinkt derzeit die für solche Geschäfte notwendige Zuversicht. Bei großen Transaktionen können zudem die restriktiver finanzierenden Banken bremsend wirken.“
In Deutschland könnte als große Transaktion die von der katholischen Kirche auf den Markt gebrachte Weltbild-Gruppe betroffen sein. Im angelsächsischen Bereich war kürzlich der Verkauf der britischen Informa-Gruppe für über 2 Mrd Pfund geplatzt.
Der deutsche Strukturwandel wird nicht gebremst
Gerade in der angelsächsischen Branche werden die Auswirkungen der Finanzkrise aufmerksam verfolgt, weil nicht alle Unternehmen über größere Rücklagen oder gar eine gut gefüllte Kriegskasse verfügen. „Wer auf geborgtem Geld aufbaut und plant, kann Probleme bekommen“, erklärt beispielsweise
Richard Charkin, Executive Director von Bloomsbury plc und derzeit in Personalunion auch für das US-Geschäft verantwortlich: „Vor diesem Hintergrund rechne ich auf absehbare Zeit mit weniger spektakulären und teuren Akquisitionen.
Die seit Jahren fortschreitende Konzentration im Buchhandel und unter den Verlagen wird Bartholomäus zufolge dagegen kaum beeinträchtigt. Dass auch vergleichsweise kleinere Investitionen von Mittelständlern bei Banken keine Begeisterung auslösen, gilt aber als ausgemacht.
Der Hamburger Unternehmensberater Ehrhardt F. Heinold (Heinold, Spiller & Partner) fragt, woher Verlage und Buchhandel Geld für Innovationen nehmen können und bringt privates Beteiligungskapital ins Spiel, wie auch der auf Unternehmensfinanzierung spezialisierte Wirtschaftsanwalt Horst Werner (Göttingen). Der fordert Mittelständler auf, auch Mitarbeiter und Geschäftspartner bei der Kapitalakquise stärker einzubinden: Strategische Partnerschaften mit Lieferanten und Kunden seien schließlich in größeren Unternehmenskreisen durchaus verbreitet und enthielten eine Reihe von Vorteilen.
Hoffnung auf krisenresistente Buchkonjunktur
Inwieweit sich die schwächelnde Einzelhandelskonjunktur und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung weltweit auf das Buchgeschäft mit den Endkunden durchschlägt, ist noch nicht recht absehbar. Dem Briten Charkin machen die Kostensteigerungen Sorgen, die Verlage und Handel letztlich weitergeben müssen, erinnert aber wie der Zürcher Literaturagent Peter Fritz daran, dass das Buch bisher immer „etwas weniger anfällig für derartige Krisen war“ und seine eigenen Zyklen habe.
Die Literaturagenten spüren bei ihren Verlagspartnern noch keine Auswirkungen und erwarten auf der Frankfurter Buchmesse eher brancheninterne Verunsicherungen – durch die elektronischen Bücher und speziell bei deutschen Verlagen durch den wieder aufgebrochenen Streit um die Übersetzerhonorare.
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