Sie sind Orte der Literaturvermittlung und der Leseförderung, auf dem Land wie in der Stadt. Sie organisieren Veranstaltungen, haben ein ausgewähltes Sortiment, das über Bestsellerlisten und Konzernverlagstitel hinausgeht oder zeichnen sich durch ein innovatives Geschäftsmodell aus. Kleine, engagierte, inhabergeführte Buchhandlungen. Und sie haben ihn wirklich verdient, den Deutschen Buchhandlungspreis, der von Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, ins Leben gerufen wurde. Damit soll der wichtige kulturelle Beitrag des stationären Buchhandels gewürdigt und stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden.
Und besonders schön dabei ist, dass es um deutlich mehr geht als um Ruhm und Ehre und dass nicht nur einige wenige, sondern über 100 Buchhandlungen ausgezeichnet werden können. Für bis zu 100 Buchhandlungen, die eins der Kriterien erfüllen müssen, gibt es 7000 Euro, für bis zu fünf Buchhandlungen, die zwei der Kriterien erfüllen müssen, gibt es 15.000 Euro und für bis zu drei Buchhandlungen, die drei Kriterien erfüllen müssen, sogar 25.000 Euro. Schwer wird die Auswahl dennoch sicher fallen, denn es gibt glücklicherweise noch sehr viel mehr auszeichnungswürdige Buchhandlungen ganz unterschiedlichen Alters und mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten. Doris Claus vom Buchladen in der Osterstraße in Hamburg findet: „Wir haben den Buchhandlungspreis verdient, weil wir seit 37 Jahren gegen den literarischen Mainstream anrudern, ohne dabei von uns abzukommen.“
Initiiert wurde der Preis von der Kurt Wolff Stiftung, die sich für die Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene einsetzt und um die hundert unabhängige Verlage in ihrem Freundeskreis versammelt. Und neben der Kurt Wolff Stiftung ist auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V. Partner des Deutschen Buchhandlungspreises.
Ein Hauptgesprächsthema im Buchhandel in den letzten Tagen: „Habt ihr schon? Sitzt ihr noch dran?“ Natürlich an der Bewerbung zum Deutschen Buchhandlungspreis – denn am 29. Mai endet die Bewerbungsfrist. Keine Frage, dass sie sich bewerben, die engagierten Buchhändlerinnen und Buchhändler. BücherFrau Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart-Vahingen meint: „Der Deutsche Buchhandlungspreis ist eine tolle Sache, weil er die Leistungsvielfalt und Kreativität kleiner Buchhandlungen sichtbar machen wird und damit auch deren vielfältigen Beitrag zu einer lebendigen Kultur vor Ort. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich mich mit meiner Buchhandlung darum bewerben werde!“
Manche BuchhändlerInnen sind darüber verwundert, was sie alles in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben. Aber es gibt auch diejenigen, die zuerst gar nicht dachten, dass sie sich auch bewerben können, beispielsweise als Inhaberin einer Kinderbuchhandlung oder einer Buchhandlung mit mehreren Filialen (denn nur der Umsatz der jeweiligen, sich bewerbenden Filiale ist ausschlaggebend).
Ich bin wirklich gespannt, wer das Rennen machen wird, und beneide die Jury nicht um ihre Aufgabe. Und natürlich drücke ich meinen Lieblingsbuchhandlungen (die, ich gestehe es, meistens auch zu denen gehören, die meine eigenen Bücher im Programm haben) die Daumen!
Britta Jürgs (Foto: Sharon Adler) ist Literaturwissenschaftlerin, Kunsthistorikerin und Verlegerin des 1997 von ihr gegründeten AvivA Verlags in Berlin mit dem Schwerpunkt auf Frauen in Kunst, Literatur und Geschichte. Seit März 2015 ist sie Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung. Dieser Beitrag ist zuerst im Blog der Bücherfrauen erschienen.
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