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Buchbranche fühlt ein »Ja, aber … «

Als die Buchbranche Anfang 2022 auf die Pandemiezeit zurückblickte, tat sie das mit einem blauen Auge. Ja, die Zeiten waren herausfordernd, aber insgesamt hatte der Buchhandel die Corona-Zeit leidlich gut überstanden. Ja, der Online-Handel erlebte eine neue Blüte, aber war eben auch erkauft durch höhere Handling-Kosten. Und das in einer ohnehin margen-schwachen Branche. 

Und so trug die Wirtschaftspressekonferenz des Börsenvereins am Donnerstag eben deutlich spürbare Züge von „Ja, aber“, wie es Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs formulierte.

Schmidt-Friderichs und Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff stellten den halbwegs guten Zahlen des Jahres 2021 eher weniger schöne Zahlen aus dem 1. Halbjahr gegenüber. Und fanden mahnende Worte. Denn zunächst Corona, nun die allgemeine Kaufmüdigkeit und Unsicherheit der Verbraucher angesichts des Ukraine-Krieges und unplanbarer Kostensteigerungen in fast allen Lebensbereichen drohe die Vielfalt auch in der Buchbranche zu gefährden. Verlage setzten in ungewissen Zeiten vor allem auf Bestseller, scheuten dagegen Wagnisse. Das alles gehe zu Lasten noch junger Autorinnen und Autoren, zu Lasten der Freude am Entdecken. 

1. Halbjahr endet mit einem Mini-Umsatzplus

All diesen Herausforderungen müsse sich auch die Buchbranche stellen, wie es Schmidt-Friderichs sagte. Kostensteigerungen lägen außerhalb des Einflusses, so die Vorsteherin. „Aber die Konsumstimmung können wir beeinflussen, in dem wir Neugier wecken.“ Eine große Rolle werde dabei die Frankfurter Buchmesse spielen. Als Ort der Begegnung, als Treffpunkt der Branche, nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern eben auch wirtschaftlich. 

Große Hoffnungen setzte Schmidt-Friderichs auf das anstehende Herbst- und Weihnachtsgeschäft. Aber auch auf politische Maßnahmen wie eine Mehrwertsteuer-Senkung (oder der Verzicht auf die Mehrwertsteuer) oder Förder-Programme für belastete Branchen.

Der Strukturwandel der Buchbranche in Zahlen

Zahlen im Überblick

Die Branche erwirtschaftete 2021 einen Gesamtumsatz von insgesamt 9,63 Mrd Euro (2020: 9,30 Mrd Euro). Der stationäre Buchhandel blieb mit 3,76 Mrd Euro und einem Anteil von 39,1 % der größte Vertriebsweg für Bücher. Allerdings ging der Umsatz vor Ort um 3,6 % gegenüber dem Vorjahr zurück, und sogar um 12,3 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Weiterhin wachsend ist der Umsatz des Internetbuchhandels, von dem etwa die Hälfte auf die Online-Shops der Buchhandlungen entfällt: Die Umsätze stiegen 2021 um 16,2 % von 2,24 auf 2,61 Mrd Euro. Der Umsatzanteil des Internetbuchhandels am Gesamtmarkt lag damit 2021 bei 27,1 % (2020: 24,1 %). Ein Blick auf den Publikumsbuchmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) zeigt: Der Buchhandel vor Ort hat beim Online-Geschäft während der beiden Pandemie-Jahre am deutlichsten zugelegt. Mit 43,7 % lag die Zuwachsrate bei den buchhändlerischen Webshops 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau mehr als doppelt so hoch wie bei Amazon mit 18,4 %.

Die positive Umsatzbilanz 2021 schlägt sich in fast allen Publikums-Warengruppen nieder. Die mit 5,7 % im Vergleich zum Vorjahr größten Zuwächse verzeichnete die Belletristik. Mit einem Umsatzanteil von 31,9 % bleibt sie die wichtigste Warengruppe. Auch Kinder- und Jugendbücher (+4,4 %), Sachbücher (+3,0 %) und Ratgeber (+0,5 %) legten zu. Reisebücher verbuchten ein kleines Minus von 0,4 %. 

Die Buchkäufe im vergangenen Jahr konzentrierten sich stärker auf Bestseller: Während die Gesamtabsätze um 3,0 % zurückgingen, stieg der Absatz der Top-Titel auf der Bestsellerliste – also der meistverkauften Titel – deutlich an. Insgesamt nahm der Absatz der Top-10-Titel um 23,6 % zu, in der Belletristik waren es sogar fast 40 %.

Die Nachfrage nach digitalen Buchformaten stieg auch im zweiten von Lockdowns und Ladenschließungen geprägten Jahr weiter. Besonders deutlich wuchs der Markt der Hörbuch-Downloads mit einem Plus von 20,4 %. Die Zahl der Abonnements, also Flatrate-Angebote für E-Books und Hörbücher, verbuchte mit 24,1 % ebenfalls große Zuwächse. Der Umsatz der E-Book-Downloads am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) stieg im zweiten Pandemiejahr nur noch leicht um 3,2 %, ihr Umsatzanteil am Publikumsmarkt lag bei 5,7 % (2020: +16,2 % auf 5,8 %).

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