Neue beunruhigende Meldungen aus der belarusischen Buchbranche: Der Buchhändler und Verleger Andrej Januschkiewitsch sowie die Literatur-Bloggerin Anastasija Karnackaja wurden in Minsk verhaftet. Medienberichten zufolge hat die Polizei in der vergangenen Woche die neu eröffnete Buchhandlung Januschkiewitschs durchsucht, zweihundert Bücher beschlagnahmt und die Schließung des Ladens angeordnet. Unter den Büchern befand sich auch die 2020 von Januschkiewitsch neu aufgelegte belarusische Ausgabe von George Orwells „1984“. Orwells Klassiker darf seit dem 19. Mai 2022 in Belarus nicht mehr verkauft werden.
„Wir fordern von den belarusischen Behörden die sofortige Freilassung von Januschkiewitsch und Karnackaja und allen politischen Gefangenen, die sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Wir fordern die Wiedereröffnung der durch das Regime aufgelösten Autorenverbände PEN Belarus und der Union der belarusischen Schriftsteller sowie das Ende des Verbots und der Zensur von Büchern“, sagt Michael Lemling, Co-Sprecher der IG Meinungsfreiheit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Dem Verlag von Andrej Januschkiewitsch waren bereits im März 2022 die Räume gekündigt worden, mutmaßlich aus dem Grund, weil er belarusisch-sprachige Bücher verlegt. Sicherheitsbehörden in Belarus haben insbesondere belarusische Bücher im Blick, da die Sprache als Idiom des Protests gilt.
Seit der umstrittenen Wiederwahl Lukaschenkos im Jahr 2020 hat sich die Lage von Kultur- und Medienschaffenden in Belarus weiter verschärft. Die Entführung und Verhaftung des Bloggers Roman Protasewitsch und seiner Freundin Sofia Sapega hatte im Mai 2021 weltweit große Empörung ausgelöst. Der Börsenverein hatte mit Partnern eine Petition für ihre Freilassung gestartet.
Die IG Meinungsfreiheit des Börsenvereins setzt sich international für die Freiheit des Wortes ein. Aktionen wie die jährlich stattfindenden Woche der Meinungsfreiheit bestärken die Wichtigkeit des demokratischen Grundrechts.
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