Es klingt nicht nach Pflicht, sondern nach Liebe. „Buchhandlungen sind für mich wie Pralinenläden – ein Ort der Verführung“, kommt Ulrike Sosnitza ins Schwärmen, wenn sie vom Sortiment erzählt. Der persönliche Draht zum Kunden, die individuelle und ernst gemeinte Empfehlung sowie der Wohlfühlfaktor samt Kaffee zum Buch – all das schätzen die Autoren besonders, die bei der Woche unabhängiger Buchhandlungen selbst in die Rolle des Händlers geschlüpft sind.
buchreport hat bei ihnen nachgefragt, was sie an den Indie-Buchhandlungen schätzen und wie sie deren Zukunft sehen. Autor Christoph Brüggentisch verschaffte Pia Patt und Birgit Jongebloed, den Inhaberinnen der Buchhandlung Funk (Bergisch Gladbach), eine Verschnaufpause. Letztere bescheinigt ihrer Aushilfe Händlerqualitäten: „Er war sehr kompetent, hat wunderbar verkauft und beraten und musste sehr viel Exemplare seines Buchs signieren.“
Teil 5 der „Erlebnisraum Buchhandel“-Serie mit Christoph Brüggentisch und Bausteinen, mit denen der Fortbestand des „kleinen Buchladens um die Ecke“ gesichert werden sollte.
Christoph Brüggentisch
ist der Autor des bergischen Krimis „Das Messer im Jackett“, der im Scylla Verlag (Bergisch Gladbach) erschienen ist. Brüggentisch hat Philosophie, Politikwissenschaften und Soziologie studiert und arbeitete u.a. als freier Autor fürs Fernsehen, bevor er anfing, als Bilanzexperte und Verfasser von Bilanzkommentaren zu arbeiten. Sein Verlag Scylla und die Buchhandlung Funk kooperieren als „Freunde fürs Lesen“, um die Literaturszene in Bergisch Gladbach zu stärken und für das Lesen zu werben.
Worin liegt der Charme des unabhängigen Buchhandels?
Ich schätze insbesondere die persönliche Ansprache und individuelle Beratung. Vor allem kennen die Mitarbeiter aus zahlreichen Gesprächen meine Vorlieben hinsichtlich meines Leseverhaltens. So geben sie mir regelmäßig Bücherempfehlungen, die in mein ‚Beuteschema’ fallen. Man könnte also sagen, hier ist der Buchhändler dein Freund. Daneben sind unabhängige Buchhandlungen ein wichtiger Faktor für die kulturelle Entwicklung der Region. Lesewettbewerbe für Schüler gehören genauso dazu, wie Leseveranstaltungen mit regionalen Autoren. Hinzu kommt die Unterstützung unabhängiger Verlage und deren Verlagsprogrammen. Die Buchhandlung Funk kooperiert zum Beispiel mit dem Scylla Verlag.
Wie groß sind Ihre Sorgen um seinen Fortbestand?
Große Konzerne bedrohen in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft die Vielfalt des Angebots. Das gilt für die Landwirtschaft genauso wie für den Buchhandel. Vielfalt und Diversifikation ist in unserer Welt ein Wert an sich geworden, der von vielen Seiten bedroht ist. Daher mache ich mir nicht nur Sorgen um kleine, biologisch produzierende Bauernhöfe, sondern selbstverständlich auch um den Fortbestand des unabhängigen Buchhandels. Es kann nicht im Sinne des Menschen liegen, in allen Bereichen von Monokulturen beherrscht zu werden.
Was ist zu tun – außerhalb einer solchen Aktionswoche?
a) Grundsätzlich ist die Leselust in allen Generationen zu wecken. Dies ist Aufgabe der Familie, der Bildungssysteme, des Freundeskreises, der Medien.
b) Die gesetzlichen bzw. steuerlichen Rahmenbedingungen müssen an die Bedürfnisse der kleinen unabhängigen Buchhändler angepasst werden. Das heißt kurz und plakativ gesagt: Der kleine Buchhändler muss allgemein in die Lage versetzt werden, von seiner Arbeit auch leben zu können.
c) Sehr entscheidend ist das Kaufverhalten der Leser. Statt anonym im Internet zu shoppen, sollte das Angebot der Buchhändler wieder stärker angenommen werden. Das Angebot zum Dialog über Bücher und Autoren, aber auch zum grundsätzlichen sozialen Austausch. Warum sollte der kleine Buchladen um die Ecke nicht als ein Hort des dörflichen bzw. städtischen Zusammenkommens fungieren? Hier redet man nicht nur über Bücher, sondern möglicherweise auch über die neuesten politischen Initiativen des Stadtrates.
Erlebnisraum Buchhandel
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