In Frankreich ist Sortimenterschutz Präsidentensache: Wenige Tage vor dem Salon Du Livre (22. März) hat sich Frankreichs Staatspräsident François Hollande (Foto: Fr. Regierung) für den Erhalt des stationären Buchhandels ausgesprochen. Und eine zügige Umsetzung eines Pakets zur Unterstützung des Buchhandels angekündigt – das allerdings noch von verschiedenen Ministerien ausgearbeitet wird; am 25. März soll Kulturministerin Aurélie Filippetti das Programm vorstellen.
„Frankreich braucht ein dichtes Netz an unabhängigen Buchläden, die dem Wandel getrotzt und gelernt haben, an der Seite der Buchketten zu überleben“, erklärte Hollande bei einem Empfang von rund 150 Buchhändlern, Verlegern und Bibliothekaren im Élysée-Palast (hier seine komplette Rede). „Buchhandlungen sind fragil und verletzlich“. Im Blick hat Hollande besonders Buchhandlungen in den Zentren der Stadt (mit hohen Mieten) sowie finanziell angeschlagene Buchhändler.
- Weitere Steuererleichterungen.
- Abschaffung des 5%-Spielraums bei der Preisbindung.
- Aufbau eines Unterstützungsfonds für Buchhändler.
Hier das Video von Hollandes Auftritt vor der Buchbranche:
Auch in Deutschland ist die Buchbranche ein Thema in der Politik
Hierzulande steht die Zukunft der Buchbranche – als Folge der Amazon-Debatte – ebenfalls auf der politischen Agenda. Ende Februar kritisierte der Chef der CDU-Bundestagsfraktion Volker Kauder in der „Welt am Sonntag“ (hier mehr) „angebliche Bestrebungen eines großen Online-Händlers, die Buchpreisbindung bei E-Books unterlaufen zu wollen“.
Die CDU will die Umwälzungen in der Buchbranche sogar zum Konferenz-Thema machen, Ende April lädt die Unions-Fraktion Vertreter der Branche zum Dialog in den Reichstag.
Der Fraktionschef der Grünen, Jürgen Trittin, warb bereits Ende Januar bei einem Kulturempfang seiner Partei für den „Erhalt kultureller Vielfalt“ und warnte vor „übergroßer Marktmacht“, die die Vielfalt unserer Literatur gefährde. O-Ton: „Die Monopolisierung des Buchhandels bei Thalia und Hugendubel – die nicht nur die Buchpreisbindung unterläuft – mit der stürmischen Entwicklung des Online-Vertriebs vor allem über Amazon wird für mehr kleine, wichtige Verlage zu einen Problem.“ (hier die komplette Rede).
Auch wenn alle immer gerne einstimmen und es nachbeten: wir
haben es in Deutschland nicht mit einem Verfall der kulturellen Vielfalt zutun.
Niemals zuvor haben wir eine solche Breite an Informationen und an Literatur aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachräumen kennenlernen können. Und dies geschieht vielfach unabhängig von allem buchhändlerischen Einsatz. Weder verhindern große Ketten die Auseinandersetzung über Inhalte jenseits des Mainstreams, noch sind kleine und mittelständische Buchhandlungen alleinige Hüter einer besonderen Vielfalt in unserer Gesellschaft. Insofern ist das Denken in Schutzräumen, insbesondere für den unabhängigen Buchhandel der falsche Ansatz.
Buchhandlungen spielen dann weiter mit, wenn sie die veränderten
Formen der Kommunikation verstanden haben, wenn sie sich erkennbar einmischen in Themen an ihrem Standort, wenn sie ihre Kunden einbeziehen und aktiv den Austausch über Inhalte forcieren, vor-Ort und online. Dann sind sie handelnder und gestaltender Akteur und kein schützenswertes Relikt aus vergangenen Tagen. Und die gute Botschaft ist: wir haben eine ganz Reihe solcher Buchhandlungen, die mit dieser Aufstellung auch bewusst Programme kleinerer Verlage führen (können). Und sie arbeiten wirtschaftlich erfolgreich.