Zum Auftakt der Buchhändlertage 2008 in Berlin forderte Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, in seiner Begrüßung der rund 600 Verleger und Buchhändler eine sinnvolle Stärkung des Schutzes schöpferischer Leistungen. „Wenn in Deutschland der Respekt für geistige Schöpfungen fehlt, dann wird das Land seine Rolle als eine der führenden Kultur- und Bildungsnationen verlieren“, so Honnefelder. In Kürze werde entschieden, ob urheberrechtlich geschützte Werke künftig genehmigungsfrei in den Intranets von Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zur Verfügung stehen. Bislang sei diese Regelung noch befristet. „Wenn allerdings die gesamte Kernzielgruppe einer Publikation diese kostenlos und in Originalfassung zur Verfügung gestellt bekommt, steht das Verlegen von Inhalten grundsätzlich zur Debatte“, warnte Honnefelder.
Hans-Joachim Otto, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag, betonte in seiner Rede: „Auch im Zeitalter der Digitalisierung und trotz der lautstark vorgetragenen Interessen von Verbrauchern und Internetnutzern ist das Urheberrecht ein schützenswertes Eigentumsrecht. Es muss kreative Leistungen wirksam schützen, nur dann gibt es weiterhin Anreize, kreative Werke zu schaffen.“ Er erklärte, die seinerzeit insbesondere von Bildungspolitikern durchgereichte Regelung zum Umgang mit geschützten Werken in den Intranets von Bildungseinrichtungen sei letztendlich ein Kompromiss gewesen, der nicht nur die Bildungs- und Forschungseinrichtungen als Nutzer begünstigen sollte, sondern diesen in gleicher Weise Pflichten auferlegte – die der angemessenen Vergütung und der Dokumentation der Nutzung. Er sagte: „Aus meiner Sicht ist eine Aufhebung der Befristung zum jetzigen Zeitpunkt nicht geboten, denn der nach fünf Jahren von Ministerin Zypries vorgelegte Evaluationsbericht enthält zu beiden Punkten kein verwertbares Material“.
Aktiv werden müsse man jetzt beim Thema Pirateriebekämpfung, so Otto in seiner Rede und bezeichnete in diesem Zusammenhang die sogenannte Olivennes-Vereinbarung, die der französische Präsident Nicolas Sarkozy vor einem halben Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt hat, als einen „Anfang, den wir sehr aufmerksam verfolgen“. Er betonte: „Wir sollten vor allem das Thema in Deutschland jetzt diskutieren und nicht abwarten, bis uns etwas aus Brüssel dazu vorgesetzt wird.“
Die Buchhändlertage sind das größte Treffen der Branche. Rund 600 Verleger, Buchhändler und Zwischenbuchhändler treffen sich einmal im Jahr, um die zentralen Themen der Buchbranche zu diskutieren. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr die Punkte Medienkompetenz, Publizieren und Verkaufen im Internet-Zeitalter und Ebooks. Erstmals tagt auf den Buchhändlertagen auch ein Azubi-Parlament.
Unterstützt wird das Branchentreffen von der Deutschen Post, der Wochenzeitung DIE ZEIT, der Frankfurter Buchmesse, der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH und Nintendo.
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