Der Österreichische Buchhandlungspreis wird seit 2017 jährlich vom österreichischen Bundeskanzleramt und dem Hauptverband des Buchhandels an „herausragende Buchhandlungen“ vergeben, darunter in diesem Jahr unter anderem die Buchhandlung Erlkönig in Wien.
Buchhandlung Erlkönig
Inhaber: Tilman Eder
Strozzigasse 19, 1080 Wien
Auszug aus der Jurybegründung: „Die Buchhandlung im 8. Bezirk ist ein Juwel. Neben den üblichen Neuerscheinungen aus der Belletristik- und Sachbuchwelt finden sich hier echte Geheimtipps. Und die sind vor allem dem Besitzer des kleinen Geschäfts, Tilman Eder, zu verdanken. Der Buchhändler ist ein sympathischer Schwabe, der Anfang der 1990er Jahre nach Wien zog. Er hat nahezu alles gelesen, was er verkauft, jede Kundin, jeder Kunde kann sich darauf verlassen, wertvolle Empfehlungen zu bekommen, die tatsächlich den jeweiligen Geschmack treffen. Viel Platz hat Eder nicht, aber der wird optimal genutzt. Von politischen Sachbüchern über Frauenrechte, Rechtspopulismus und die Europäische Union, über zeitgenössische Literatur aus dem In- und Ausland bis zu Antiquarischem findet sich einiges in den Regalen.“
Was zeichnet Ihr Unternehmenskonzept aus und wo liegen die besonderen Stärken Ihrer Buchhandlung?
Die Buchhandlung Erlkönig wurde meines Erachtens ausgewählt, weil sie die Anforderungen der Jury gut erfüllt: Nähe zum Kunden, persönlicher Einsatz, ein ausgewähltes Sortiment und ein schnelles, vor allem zuverlässiges Bestellservice.
Das Erfolgskonzept, um ganz ehrlich zu sein, kann nur sein: Großes Engagement, persönliche Beratung und, vor allem, viel Geduld (auch Duldsamkeit). Man fängt schon sehr klein an. Ich bin froh, dass ich jetzt immerhin fast schon elf Jahre überstanden habe, da war ich mir oft nicht so sicher.
Marketinginstrumente gibt es keine, abgesehen von der Homepage, die mit der sog. Tageskarte jeden Tag neue Empfehlungen vorstellt, und natürlich Lesungen. Die Lesungen sind ein Marketinginstrument im weiteren Sinne, denn wenn die Leser*innen über ein Event reden im Freundeskreis, etc., dann ist das eine unbezahlbare Werbung. Das trifft noch mehr zu auf die Lieferungen an die Wohnungstür, die ich seit inzwischen einem Jahr anbiete und die gut angenommen werden. Ich habe doch den Eindruck, dass dadurch meine Buchhandlung (nicht nur im Bezirk) doch deutlich bekannter geworden ist.
Im letzten Jahr ist die Buchhandlung deutlich mehr wahrgenommen worden, durch das Lieferservice, durch auch neue Kunden. ich bin gut durch die Krise gekommen, was ja schon viel bedeutet: Es gibt die Buchhandlung noch.
Was machen Sie mit dem Preisgeld?
Das Preisgeld geht auf mein Konto. Da ist es gut aufgehoben, für laufende Rechnungen. Einen Teil aber geht sicher in die neue Homepage, die einen Webshop beinhalten soll.
Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?
Die nächsten Ziele sind, das Sortiment noch besser aufzustellen. Ich möchte bereinigen, nicht nur gut gehende Warengruppen ausbauen, sondern auch investieren, z.B. die Kochbuchabteilung neu aufstellen, was auch viel Geduld und Einsatz auch von Geld bedeutet. Ich möchte wieder Lesungen veranstalten, sobald das möglich ist, vielleicht im Sommer im Hinterhof des Hauses, im Freien, um die strengsten Auflagen zu umgehen. Ich hoffe nur, es regnet dann nicht…
Der Österreichische Buchhandlungspreis
Der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Preis (5 x 10.000 Euro) wurde 2017 in Analogie zum Deutschen Buchhandlungspreis erstmals ausgelobt. Er wird vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich (BKA) und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) jährlich vergeben.
Ausgezeichnet werden Buchhandlungen, die
- ihren Sitz in Österreich haben
- inhabergeführt und unabhängig sind
- ein literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten
- innovative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung engagieren
Die Preisträger 2021:
- Buchhandlung Brunner, Höchst
- Buchhandlung Erlkönig, Wien
- Buchhandlung Riepenhausen, Hall in Tirol
- Buchhandlung Weidinger, Seewalchen am Attersee
- Grätzlbuchhandlung Lainz, Wien
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