Der Österreichische Buchhandlungspreis wird seit 2017 jährlich vom österreichischen Bundeskanzleramt und dem Hauptverband des Buchhandels an „herausragende Buchhandlungen“ vergeben, darunter in diesem Jahr unter anderem die Buchhandlung Riepenhausen in Hall in Tirol.
Buchhandlung Riepenhausen
Inhaberin: Sonja Bruch
Langer Graben 1, 6060 Hall in Tirol
Auszug aus der Jurybegründung: „Die Buchhandlung Riepenhausen ist ein mittelständisches Traditionsunternehmen, das sich in einem denkmalgeschützten Geschäftslokal mitten in der Altstadt von Hall befindet. Trotzdem ist die Zeit dort nicht stehen geblieben, wie anhand des vielfältigen Sortiments ersichtlich wird, das von aktuellen Bestsellern bis hin zum literarischen Kleinod, ausgesuchten Spielen und hochwertigen Geschenken keine Wünsche offen lässt. Im Laufe der Zeit ist die Buchhandlung Riepenhausen zu einem sozialen und kulturellen Treffpunkt der Stadt gewachsen; sie unterstützt und ermöglicht darüber hinaus viele Literaturveranstaltungen. Den Herausforderungen der Zukunft stellt sich die Buchhandlung mit einem prompten Bestellservice, professionellem Onlineshop nach dem Motto „Global denken – lokal einkaufen“ und durch ihre Präsenz in den Sozialen Medien. Immer aber bleiben, getragen von der Liebe und der Leidenschaft der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum Buch, die persönliche Beratung, das gute Gespräch, das Menschliche im Vordergrund.“
Was zeichnet Ihr Unternehmenskonzept aus und wo liegen die besonderen Stärken Ihrer Buchhandlung?
Wir sind eine unabhängige, inhabergeführte, kleine Buchhandlung, in einem denkmalgeschützten mittelalterlichen Gebäude, im Zentrum der historischen Haller Altstadt. Aber schon ein kurzer Blick in unsere stilvollen Schaufenster zeigt, dass in punkto Angebot, Warenpräsentation und Sortimentsgestaltung die Zeit keineswegs stehen geblieben ist. Hinter der historischen Fassade geht es ziemlich modern zu, mit einem prompten Bestellservice, vielseitigen Social Media- Aktivitäten und einem professionellen Onlineshop.
Wir lieben, was wir tun. Wir lieben Bücher, unsere Kunden, unseren wunderbaren Laden. Und wir arbeiten mit Leidenschaft. Die Kunden mit ihren Wünschen stehen bei uns im Mittelpunkt und um diese glücklich zu machen, bestellen wir schon einmal Bücher bei einem privaten Sammler in Amerika oder CDs in Japan… Daneben punkten wir mit einem Sortiment, das geschickt zwischen Nahversorger, literarischem Kleinod und den gerade aktuellen Bestsellern pendelt. Und die wichtigste Säule sind natürlich unsere Buchhändlerinnen, die mit großem Einsatz und viel Begeisterung die Buchhandlung zu einem sozialen und kulturellen Treffpunkt unserer Stadt gemacht haben.
Wie groß ist die Aufmerksamkeit infolge der Auszeichnung und was versprechen Sie sich von dem Preis?
Die Aufmerksamkeit nach Bekanntwerden des Preises war schon groß. Presse und Rundfunk wollten Interviews, die Politik hat gratuliert und auf unseren Social Media-Kanälen ging – für unsere Verhältnisse- richtig die Post ab. Das Schönste waren aber das Lob und die vielen Glückwünsche unserer Kunden. Es war einfach eine große Ehre, Freude und Bestätigung, vor allem auch für die Mitarbeiterinnen!
Ich glaube, der Preis hat schon eine gewisse Nachhaltigkeit. Er ist quasi ein Gütesiegel, das dieses Jahr überdauern wird und uns neben der Ehre auch neue Kunden und damit mehr Umsatz bringen wird.
Was machen Sie mit dem Preisgeld?
Ein Teil soll den Mitarbeiterinnen zugutekommen, als Dankeschön für ihr großes Engagement und ihren Einsatz, der Rest wird in die Verbesserung unserer Homepage und den Onlineshop fließen.
Was ist die größte Herausforderung, vor der Sie als Buchhändler stehen?
Die Herausforderungen sind vielfältig, aber die größte ist wohl, dass wir als kleine lokale Buchhandlung in allen Bereichen an den Großen gemessen werden. Das Sortiment, die Warenpräsentation müssen topaktuell sein, die Buchhändlerinnen informiert, belesen und allzeit freundlich, die Atmosphäre im Laden ja nicht gestresst, das könnte den Kunden die Schmökerlaune vermiesen, die Belieferung der Kunden sollte möglichst schon gestern erfolgt sein und wenn, dann per Radbote, auf jeden Fall nachhaltig und umweltfreundlich. Dazu noch Büchertische, Buchausstellungen, Autorenlesungen, lange Einkaufsnächte… Onlineshop, Facebook, Instagram… 😉 da kann einem schon die Luft wegbleiben.
Zum Glück lieben wir, was wir tun!
Nein, jetzt mal ernsthaft: dieses Verglichen-werden ist anstrengend, aber es treibt uns natürlich auch an und zwingt uns zu Veränderungen, die wir sonst vielleicht nicht angehen würden…
Und das Allerschwerste ist wohl die Wahl der richtigen MitarbeiterInnen. Wenn das Team passt, ist alles leichter!
Wie hat die Coronakrise Ihr Geschäft verändert? Was machen Sie künftig anders?
Corona hat uns nach vorne katapultiert. Nach einer kurzen Schockstarre haben wir losgelegt: neues Warenwirtschaftssystem, neue IT-Ausstattung, Onlineshop aufgerüstet, Lieferservice mit Hauszustellung aufgebaut, dann click und collect, unser Sortiment aktualisiert, den ganzen Laden umgeräumt, Social Media-Aktivitäten forciert – ich persönlich kann mich an keine ähnlich intensive Zeit erinnern. Bei all diesen Unternehmungen waren wir aber immer begleitet vom Gefühl, dass wir von der Loyalität und der Treue unserer Kunden und einer neuen Wertschätzung gegenüber „dem Buch“ getragen werden. Es war anstrengend, aber schön! Und dieser Preis „Buchhandlung des Jahres“ ist jetzt das Tüpfelchen auf dem „i“.
In näherer Zukunft werden wir alle Kraft in die weitere Digitalisierung unserer Buchhandlung stecken. Denn auch das hat uns Corona gelehrt: Onlineshops sind überlebenswichtig! Deshalb gestalten wir gerade unsere Homepage neu, in die wir unseren Onlineshop noch kunden- und bedienerfreundlicher einbinden wollen.
Gehen Sie womöglich sogar gestärkt daraus hervor?
Das können wir auf jeden Fall bejahen!
Der Österreichische Buchhandlungspreis
Der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Preis (5 x 10.000 Euro) wurde 2017 in Analogie zum Deutschen Buchhandlungspreis erstmals ausgelobt. Er wird vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich (BKA) und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) jährlich vergeben.
Ausgezeichnet werden Buchhandlungen, die
- ihren Sitz in Österreich haben
- inhabergeführt und unabhängig sind
- ein literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten
- innovative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung engagieren
Die Preisträger 2021:
- Buchhandlung Brunner, Höchst
- Buchhandlung Erlkönig, Wien
- Buchhandlung Riepenhausen, Hall in Tirol
- Buchhandlung Weidinger, Seewalchen am Attersee
- Grätzlbuchhandlung Lainz, Wien
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