Sie nennen sich „Anonymous“. Sie haben keinen Anführer und sie kennen keine Gesetze. Sie unterstützen WikiLeaks und den arabischen Frühling. Sie kämpfen gegen Scientology und Internetsperren. Sie hacken und demonstrieren. Aber der virtuelle Protest materialisiert sich längst auch auf der Straße, wo er in Gestalt der „Occupy Wall Street“-Proteste oder in der „Occupy Frankfurt“-Bewegung sichtbar wird. Auch in der Türkei, in Griechenland, in Spanien, wo sich der revolutionäre Impetus der Netz-Jugend mit der bitteren Enttäuschung über das Versagen der Politik in der Finanz- und Währungskrise vermischt: Überall sieht man plötzlich Anonymous-Masken.
Denn auch in der realen Welt – wenn Anonymous-Anhänger wie etwa gegen Scientology ihren Protest auf die Straße verlegen – bleiben die Demonstranten anonym. Sie verbergen ihr Gesicht hinter Guy-Fawkes-Masken. Diese Maske aus der Graphic Novel „V wie Vendetta“ (und der gleichnamigen Verfilmung) ist mittlerweile typisches Erkennungszeichen des Internetkollektivs. Doch vor allem den Protest im Internet hat Anonymous einfach gemacht. Man muss kein Hacker sein, um bei den Cyberattacken mitzumachen. Auch deshalb hat sich das Kollektiv binnen eines halben Jahres von einer kaum beachteten Computer-Subkultur zu einem weltweiten Phänomen entwickelt, alle paar Tage gibt es neue Ziele: Im Dezember waren es die Wikileaks-Gegner, im Februar die Regierungen in Tunesien und Ägypten, weil dort Blogger verfolgt wurden.
SPIEGEL ONLINE berichtet seit 2008 über Anonymous. Ole Reißmann, Christian Stöcker und Konrad Lischka, Redakteure des Ressorts Netzwelt bei SPIEGEL ONLINE, über eine neue Bewegung zwischen Rebellion, Revolution, Hackerkultur – und Katzenbildchen. „We are Anonymous“ ist jetzt als Originalausgabe im Goldmann Taschenbuch erschienen (256 Seiten, 8,99 €).
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