Mirjam Pressler ist tot. Die 1940 in Darmstadt geborene Schriftstellerin und Übersetzerin mit jüdischen Wurzeln starb am 16. Januar im Alter von 78 Jahren. In zahlreichen Nachrufen trauern die deutschen Medien um die populäre Autorin. So erklärt Carsten Otte im SWR: „Mit dem Tod von Mirjam Pressler verliert das deutsche Literaturleben eine außergewöhnliche, in vielen Bereichen prägende Persönlichkeit.“
Im „Tagesspiegel“ bilanziert Gerrit Bartels Presslers Lebenswerk: „Obwohl Pressler mehr als dreihundert Bücher aus dem Englischen, Niederländischen und Hebräischen übersetzt hat, darunter auch die von Zeruya Shalev, Aharon Appelfeld oder die Werkausgabe der Anne-Frank-Tagebücher, und obwohl sie 2015 für die Übertragung des letzten Oz-Romans ‚Judas‘ den Preis der Leipziger Buchmesse und den Internationalen Literaturpreis des Berliner Haus der Kulturen der Welt verliehen bekam, ist sie hierzulande vor allem als Schriftstellerin bekannt geworden, als vielfach preisgekrönte Verfasserin von mehr als fünfzig Kinder- und Jugendbüchern. Der Name Pressler ist ein Synonym für nicht nur erfolgreiche, sondern gute und anspruchsvolle Kinder- und Jugendliteratur.“
„Mirjam Pressler versteht die Nöte und Ängste von Kindern und Jugendlichen, kann sich intensiv deren Lebenswelten einfühlen. Ihre Hauptfiguren sind meist Außenseiter: die einsame Ilse, der verängstigte Herbert oder die mutige Hanna. Geschichten, die alles andere als eine heile Welt vermitteln. ‚Ich will keine Geschichten schreiben, in denen das einzige Problem ist, ob das Kind ein Pferd bekommt oder nicht‘, sagte sie einmal“, ergänzt Heike Mund in ihrem „Deutsche Welle“-Nachruf.
Presslers Buchverlag Beltz „trauert um eine großartige Erzählerin und Freundin des Verlags“, erklären die Weinheimer. Die Autorin habe es verstanden, „ihre Geschichten authentisch, mit viel Einfühlungsvermögen und ohne zu verharmlosen zu erzählen. In all ihren Büchern schöpfte Mirjam Pressler aus persönlichen Erfahrungen wie in der Geschichte des Heimkinds Halinka, das in ihrem geheimen Versteck ihrer Fantasie freien Lauf lässt.“
In ihrem letzten Buch, das unter dem Titel „Dunkles Gold“ im März bei Beltz & Gelberg erscheinen wird, verbindet sie eine Geschichte aus dem 14. Jahrhundert mit einer Betrachtung des jüdischen Lebens in Deutschland. Die Journalistin Roswitha Budeus-Budde hat es schon gelesen und schreibt in der „Süddeutschen Zeitung“: „Auch ihr letztes Werk ‚Dunkles Gold‘, das im Frühjahr erscheinen wird und als ihr Vermächtnis anzusehen ist, beschäftigt sich mit jüdischen Schicksalen im Mittelalter und der Gegenwart, in zwei parallel erzählten Handlungssträngen. Trotz Flucht und Vertreibung, trotz des jetzt wieder aufkeimenden Antisemitismus sagt eine der Hauptpersonen am Schluss: ‚Es kann zwischen Juden und Deutschen auch klappen.‘“
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