Trommeln gemeinsam für die Buchverschenker-Kampagne im Rahmen von „Vorsicht Buch“: Dani Landolf (li., SBVV, Schweiz) und Alexander Skipis (re., Börsenverein, Deutschland). Foto: obs/Börsenverein des Dt. Buchhandels e.V.
„Buchverschenker sind wilder/schärfer/flippiger/inspirierter“ – in Deutschland hat der Börsenverein gerade laut mit einer Werbe-Kampagne für Lektüre-Präsente getrommelt; zwei Drittel der Deutschen verschenken laut Verband Bücher. In Großbritannien sorgt sich die Branche dagegen wegen einer rückläufigen Buchschenk-Affinität.
Bowker-Marktforscherin Jo Henry hat anlässlich der Londoner Buchmesse Zahlen zum US- und britischen E-Book-Markt präsentiert, die in zweierlei Hinsicht auffällige Aspekte enthalten:
- Geschenke: Jo Henry erkennt einen deutlichen Rückgang beim Buchverschenken, besonders anlässlich des Weihnachtsfestes (–15% beim Absatz) – dies sei einer der entscheidenden Trends des Jahres 2014, der nochnäher untersucht werden müsse. Diese Lücke sei nicht mit dem Abflauen des „Fifty Shades“-Booms zu erklären, vielmehr sei davon auszugehen, dass die große Verbreitung von Tablets und E-Readers dazu führe, dass weniger Bücher verschenkt werden, weil unklar sei, ob der Lesegeräte-Besitzer noch Print-Bücher lese bzw. weil E-Books als Geschenke nicht so attraktiv seien.
- Kanäle: Die Internethändler dominieren zwar weiterhin den Mark, drei von fünf Belletristik-Büchern werden inzwischen im Netz gekauft. Aber Buchkäufer scheinen sich ein wenig von den Onlinehändlern abzuwenden. Zumindest spielten 2013 Argumente wie guter Service und Komfort („convenience“) bei der Wahl für den Internetkanal eine geringere Rolle im Vergleich zu 2012, während das Argument „Gewohnheit“ bzw. Zwang (weil der Nutzer durch den Kauf eines Gerätes an ein Ökosystem gebunden ist) wichtiger geworden sind. Im Gegenzug erklärten diejenigen, die Bücher bei Indie-Buchhändlern gekauft haben, verstärkt, dass sie bewusst bei Indies einkauften.
Man kann nun nicht das Verhalten der Leser/innen in Deutschland und in England miteinander in Bezug setzen und vergleichen.
Vielleicht ist da auch das Leseverhalten in beiden Ländern anders.
Es ist gut, dass die jetzt die Buchverschenker-Kampagne von der Schweiz und vom Börsenverein des dt. Buchhandels mit Schwung angelaufen ist. Da sieht man doch auch, dass hier mit diesen beiden Buchverbänden in der Schweiz und Deutschland eine Kooperation möglich ist und sicher auch ausgebaut werden kann.
Es ist eben auch zu sehen, dass sich das Kaufverhalten in den Medien etwas verschoben hat. Dies betrifft jetzt Deutschland und England gemeinsam, weil die Vielzahl der Medien groß ist.
Und es ist schon ein Unterschied festzustellen, ob jetzt ältere oder jüngere Menschen mehr Bücherwünsche haben (also das Buch in gedruckter Form), oder dann in den E-Medien.
Diesen Prozess gilt es sowohl in Deutschland und in England zu beobachten und es sollten auch dahingehend die Strategien des Marktes überprüft, korrigiert und besser ausgebaut werden.
Der gesamte Handel, was jetzt ja alle Medien betrifft, ist zur Zeit und in naher Zukunft in einem großen Umwälzungsprozess begriffen. Und die gesamte Buch- und Medienbranche muss sich darauf einstellen. Nur lassen sich genaue Entwicklungen und auch Trends nicht so genau voraussagen. Wichtig ist daher den medialen Spürsinn nicht zu verpassen. Darauf kommt es letztendlich an.
H. Kraft