Abflachende Umsatzkurven, digitalisierte Bestseller aus dem Web und Buchproduzenten, die ganz neue Chancen im Direktgeschäft mit dem Endkunden wittern: Die Topthemen des aktuellen Branchendiskurses machen stationären Buchhändlern nur wenig Spaß. Je größer die Fläche, auf denen weniger Bücher verkauft werden, desto größer der Druck zu neuen Lösungen. Auch der Großhandel ist betroffen und entwickelt neue Angebote. Das Thema „Sortimentsausweitung“ kommt deutlich in Fahrt. Als Motoren fungieren die großen Zwischenbuchhändler KNV und Umbreit.
Neue Produkte sollen neue Chancen eröffnen
Der Stuttgarter Großhändler KNV, der auf der Frankfurter Buchmesse auch seine digitalen Offensiven präsentieren will, wird der Branche am Main auch sein Geschäftsfeld „Neue Sortimente“ vorstellen. Die damit verbundenen Angebote richten sich nicht nur an die Hauptklientel der einzelkämpfenden Standorthändler, sondern dezidiert auch an Großformen, die bislang ohne Anlehnung an ein Barsortiment ihre Flächen bewirtschaften. Die Details des Angebots:Surfen auf der Wellness-Welle: KNV-Partner können ihren Kunden künftig u.a. auch hochwertige Hängematten, Meditationskissen, Klangschalen oder Windspiele anbieten.
- Das Sortiments-Trendthema Esoterik wird mit Schmuck, Düften und einer Reihe von Deko-Objekten angereichert. „Mit dieser Auswahl in der KNV-Datenbank können Buchhändler Interessierten auch ohne übersinnliche Fähigkeiten das passende Accessoire anbieten“, wirbt Markus Fels, Einkaufsleiter des Zwischenbuchhändlers.
- Mit Noten und Übungsbüchern ist KNV bereits seit Längerem unterwegs. Neu im Portfolio sind Musikinstrumente des Hage Musikverlags und von Voggenreiter, die das Angebot abrunden sollen.
Die Nonbook-Offensive wird mit rund 5000 Artikeln gestartet, KNV hat flankierend einen Printkatalog in der Pipeline, der das Geschäft weiter ankurbeln soll. „Wir wählen den Lieferanten aus, verhandeln die Konditionen und erschließen unseren Buchhändlern neue Warengruppen und neue Kundenkreise“, erläutert Fels. Den neuen Unternehmensschwerpunkt hat das Barsortiment, das nach der Schreyer-Übernahme 2005 ein Scheitern im PBS-Handel erleben musste, nach intensiven Gesprächen mit den branchenexternen Lieferanten aus der Taufe gehoben. Fels: „Mit seinen Innenstadtlagen ist der Buchhandel für sie ein hochinteressanter Partner.“
Ein Segment mit viel Luft nach oben
Neben KNV spürt auch das Barsortiment Umbreit im Nonbook-Geschäft kräftigen Rückenwind. „Wir sind fest davon überzeugt, dass der Bereich Zusatzsortimente im Buchhandel eine immer größer werdende, wenn nicht überlebenswichtige Ergänzung zum Buchsortiment darstellt“, betont Einkaufsleiterin Heidrun Leiss-Schott im Gespräch mit buchreport.
Das Unternehmen verzeichnet bei den Nonbooks im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Umsatzsteigerung von 25%. Leiss-Schott: „Mit dieser Entwicklung sind wir sehr zufrieden, sehen allerdings noch deutlich Potenzial nach oben.“ Buchnahe Artikel wie Buchhüllen, Buchstützen oder Leselampen liegen laut Leiss-Schott ebenso auf stabilem Niveau wie Merchandising-Produkte rund um bekannte Marken aus dem Buchbereich. Für die Offenheit der Kunden gegenüber neuen Angeboten spricht folgende Beobachtung: „Wir erleben eine sehr erfreuliche Entwicklung in Bereichen, die auf den ersten Blick eher buchhandelsfern erscheinen wie zum Beispiel Dekoartikel rund um Haus und Garten“, berichtet die Umbreit-Einkaufsleiterin.
Beim Aufbruch in neue Produkt- und Artikeldimensionen funken allerdings nicht alle Barsortimente auf gleicher Wellenlänge. Beim Hamburger Großhändler Libri liegt der Schwerpunkt Geschäftsführer Holger Bellmann zufolge zum einen in digitalen Produkten und Services, im Übrigen „eindeutig bei den Büchern, verlängert um Spiele und sehr buchnahe Produkte“. So hält es auch der Hagener Buchlogistiker Könemann, der seinen Kunden eine Auswahl an Spielen und Spielwaren anbietet.
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