Ich habe mir am Samstagabend vor dem Fernseher die Augen gerieben. Bücher und Fernsehen vertragen sich plötzlich doch und können zu einer unterhaltsamen Synthese finden – bei der BBC (hier ein Ausschnitt der Sendung). Besser hätte die Premiere der „World Book Night“ jedenfalls wohl kaum laufen können. 1 Mio Bücher wurden in Großbritannien am 5. März verschenkt und Millionen sahen vor dem Bildschirm zu. Schon früh hatte festgestanden, dass BBC2 extensiv und intensiv über das innovative Großereignis berichten würde, das Canongates umtriebiger Verleger Jamie Byng ausgekocht hatte.
Was BBC2, dem eigentlich eher für ausgezeichnete Dokumentationen und anspruchsvolle Fernsehdramen bekannten zweiten Kanal des Fernsehriesen BBC, gesendet hat, machte einfach Spaß. Drei Kamerateams fingen in London, Manchester und Glasgow live Stimmung ein, blendeten u.a. einen Bobby ein, der in seinem Revier Bücher verschenkte, berichteten informativ, aber immer locker. Auch die Interviews waren (meistens) gut gemacht; nicht im Studio, sondern dort, wo Autoren auf Leser treffen, bei Lesungen und Signierstunden im Buchhandel – mit viel Waterstone’s und WH Smith im Hintergrund.
Können die deutschen Sender, egal, ob öffentlich-rechtlich oder privat, von der BBC etwas lernen? Selbstverständlich. Das Stichwort heißt Lockerheit. Warum immer nur bierernst, pädagogisch und gedankenschwer, als stände Lesen unter Verdacht, zu leicht zu sein? Zu einem funktionierenden Literaturbetrieb und zur Leseförderung gehört auch Unterhaltung. BBC2 trägt dem Rechnung und hat ganz bewusst auch Autoren vor die Kamera geholt, die es in Deutschland wohl nie in eine Büchersendung schaffen würden, weil sie nur unterhalten wollen und damit erfolgreich sind.
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