Die Bundesregierung hat sich im Kampf gegen die Folgen der Coronakrise auf ein milliardenschweres Konjunkturpaket geeinigt. Kernstück des Pakets ist eine befristete Senkung des Mehrwertsteuersatzes: Vom 1. Juli bis zum Jahresende 2020, also für einen Zeitraum von 6 Monaten, soll der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 auf 16% sowie der ermäßigte Satz von 7 auf 5% gesenkt werden.
Das Ziel der Maßnahme ist, dass durch niedrigere Verkaufspreise Konsumanreize gesetzt werden, die Nachfrage nach diversen Waren steigt und der massiv unter Druck geratene Einzelhandel dadurch im zweiten Halbjahr weniger mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hat als aktuell.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) bewertet die Mehrwertsteuersenkung positiv: „Es werden wichtige Konjunkturimpulse gesetzt, die auch den Handel wieder in Schwung bringen können“, kommentiert Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Der Einzelhandel ist durch eine hohe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet, eine reduzierte Mehrwertsteuer wirkt in diesem Umfeld tendenziell preissenkend und kommt dem Verbraucher zugute.“
Ich denke, diese Mehrwertsteuersenkung wird für den Buchhandel ein Drama.
Die Buchpreisbindung verhindert, dass die Senkung an den Endkunden weitergegeben werden kann. Das wäre ja kein Problem, wenn die Ersparnis dann einfach nicht im Geldbeutel der Endkunden landete, sondern bei den Buchhändlern, die ebenfalls gebeutelt sind.
Dummerweise sind die Einkaufspreise von Büchern an den NETTO-Verkaufspreis gebunden, was bedeutet, dass der Einkauf von Büchern in den betroffenen 6 Monaten teurer wird!
Ein Beispiel:
Kai Meyer, Hexenmacht, gebundener Ladenpreis 14,99 EUR
Netto-Ladenpreis bei 7% MwSt 14,01 EUR, auf den dann der Buchhändlerrabatt angewendet wird
Netto-Ladenpreis bei 5% MwSt 14,28 EUR
Da hat die Bundesregierung dem Buchhandel einen Bärendienst erwiesen.
Und wie sich das auf Retouren-Gutschriften auswirken wird, ist auch noch völlig unklar.