Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) blickt mit Sorge auf die Lieferengpässe für grafische Papiere. In den vergangenen Wochen habe der Verband „besorgniserregende Warnrufe” von Verbandsmitgliedern erhalten, die Papierlieferungen von ihren Lieferanten nicht oder nur mit großer Verzögerung erhalten.
Neben eigenen Marktrecherchen hat der bvdm laut eigener Aussage über seine Landesverbände Druckereien aller Größen und Segmente zur Situation befragt. Die zentralen Erkenntnisse:
- Lieferengpässe stellen für viele Druckereien zunehmend ein zentrales Problem dar.
- Derzeit halten sich die Produktionsbeeinträchtigungen überwiegend noch in Grenzen, erreichen vereinzelt jedoch auch schon bis zu 20%.
- Für die nähere und mittlere Zukunft erwarten die Druckereien eine Verschärfung der Situation.
„Für die Unternehmen ist es enorm bedrohlich, wenn das nach Monaten der Corona-Belastungen anlaufende Geschäft dadurch belastet wird, dass Rahmenverträge mit Kunden nicht erfüllt werden können oder Einzelaufträge abgelehnt werden müssen“, sagt bvdm-Hauptgeschäftsführer Paul Albert Deimel.
Starke Nachfrage, weniger Produktionskapazitäten, Logistikchaos
Wie andere Branchen ist auch die Papierindustrie von den Verwerfungen in der Weltwirtschaft betroffen. Der bvdm identifiziert als Ursachen für die derzeitigen Engpässe und Verteuerungen diese Punkte:
- weltweite Nachfrage nach Zellstoff und Altpapier
- pandemiebedingt mangelnde Kapazitäten in der Logistik, was zu einem massiven Preiskampf aller Branchen um Frachten führe
- stark gestiegene Nachfrage in China und den USA, was die Preise für Rohstoffe, Vorleistungsgüter und Container in die Höhe treibt und den Zugriff auf benötigte Produktionsmengen erschwert.
Hinzu komme, dass durch den sinkenden Bedarf an grafischen Papieren in Deutschland und Europa Produktionskapazitäten abgebaut wurden, sodass der Wettbewerb der Einkäufer jetzt umso härter sei.
Mehr zur aktuellen Lage im Papiereinkauf lesen Sie auch im Themenschwerpunkt Beschaffung:
Beschaffung im Fokus
- Rohstoffmangel, stockender Transport, Kostenexplosion: Wie entwickelt sich die Lage in den Beschaffungsmärkten?
- Wie schätzen Herstellungsleiterinnen, Einkaufsverantwortliche und Lieferanten die Lage ein?
- Wie lässt sich kurzfristig gegensteuern, und wie lässt sich die Beschaffung dauerhaft resilient aufstellen?
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