Die Zeichen stehen international auf Konsolidierung: Bertelsmann/Penguin Random House will den US-Verlag Simon & Schuster kaufen, HarperCollins übernimmt Houghton Mifflin Harcourt, die Hachette-Gruppe kauft den Indie-Publisher Workman. Gleichzeitig wird Hachette in Frankreich vom Medienkonzern Vivendi ins Visier genommen. Was das für das internationale Buchgeschäft bedeutet, hat der diesjährige „Global 50 CEO Talk“ auf der Frankfurter Buchmesse diskutiert.
Robin Warner von der New Yorker Investmentbanking- und M&A-Beratungsfirma Oaklins DeSilva+Phillips und Klaus Driever von der Münchner Allianz-Gruppe standen den Fachmagazin-Redakteuren Lena Scherer (buchreport), Yanhong Kung („Bookdao“, China), Fabrice Piault („Livres Hebdo“, Frankreich), Andrew Albanese („Publishers Weekly“, USA) sowie Carlo Carrenho (Berater und Fachjournalist, Brasilien/Schweden) unter dem Motto „Consolidation, Consumers and Communities: Making Sense of the Big Business in Books (and the Small Businesses)“ unter der Leitung von Moderator Rüdiger Wischenbart Rede und Antwort.
Besonders die Konsolidierungs-Entwicklungen in den USA und Frankreich kamen zur Sprache: In den USA werden aus den Big 5 die Big 4 und in Frankreich könnten die Big 2 in absehbarer Zeit zu einer Big 1 werden. Dahinter auch immer die Frage: Welche Einflüsse hat die Corona-Pandemie auf die strategischen Entscheidungen großer Verlagshäuser? M&A-Expertin Warner beschreibt den „Covid-Effekt“: Viele Verlage hätten in den vergangenen anderthalb Jahren Umsatzzuwächse gesehen, weil mehr Menschen zum Buch gefunden hätten. Wachstum mache die Verlage für Käufer attraktiver, diese wiederum würden aber auch ein Risiko eingehen, falls sich der Covid-Lesefördereffekt wieder abschwächt.
Die Besonderheit des deutschen Marktes
Die international zu beobachtende starke Verlagskonsolidierung ist in Deutschland eher nicht zu finden. Für Klaus Driever liegt das vor allem an der großen Diversität der Buchhandlungen des Landes. Die buchhändlerische Kreativität und Innovationskraft würde das Buch in Deutschland großflächig sichtbar machen – und damit auch zur Vielfalt in der Verlagsbranche beitragen.
Anders als in der deutschen Verlagslandschaft gibt es allerdings im Buchhandel eine zunehmende Konzentration: Marktführer Thalia forciere die Konsolidierung, zum Teil durch Übernahmen, zuletzt aber auch mit dem Angebot von Thalia als Dienstleistungsplattform, die von anderen Buchhandlungen für Logistik und Betrieb des Onlineshops genutzt werden kann. Für den Digital-Experten Driever ist das ein traditioneller Weg der „Plattform-Ökonomie“, die auch in vielen anderen Branchen zu beobachten sei.
Gleichzeitig betont Driever, dass die Digitalisierung der Unternehmen damit nicht abgeschlossen sei: „Digitalisierung ist nie abgeschlossen, ein Unternehmen muss sich immer wieder neu erfinden und sich seinem Umfeld anpassen.“ Auch die Buchhandelskundschaft verändere sich, werde digitaler. Digital-Unternehmen wie Wattpad und Inkitt würden zeigen, wie durch Digitalisierung neue Leser-, aber auch neue Autorengruppen erschlossen werden könnten. Generell brauche die Buchbranche mehr datengetriebene Impulse, um ihre Kunden noch besser zu verstehen.
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