Mehr Länder, gleiche Fläche, aber weniger Aussteller: Die Frankfurter Buchmesse wird in diesem Jahr nach den vorläufigen Zahlen mit 4 bis 5% weniger Ausstellern die Pforten öffnen. Sowohl die Zahl der Aussteller aus Deutschland als auch dem Ausland sind rückläufig.
Haben die Frankfurter im vergangenen Jahr noch 3312 Aussteller aus Deutschland gezählt, haben sich bis dato nur 3144 angemeldet; bei den ausländischen Gästen liegt die Zahl für dieses Jahr bei 3786 (Vorjahr: 4002). Insgesamt rechnen die Frankfurter mit 6900 Ausstellern.
Ursachen der rückläufigen Ausstellerzahlen laut Buchmesse-Organisatoren:
- Während die Zahl der Aussteller aus dem englischsprachigen Raum Zuwächse zeige, habe China die Zahl der Delegationen in Frankfurt deutlich reduziert (207 statt 274 Aussteller).
- Viele Aussteller aus Osteuropa seien unter das Dach der Gemeinschaftsstände gewechselt. Dies ist laut Messe-Chef Juergen Boos der Wirtschaftskrise geschuldet. Die Messe habe versucht, den Ausstellern auch finanziell zu helfen.
- Die großen Verlage präsentierten nicht mehr jeden einzelnen Verlag.
Weitere Infos der Buchmesse-Statistiker:
- In diesem Jahr sind 113 Länder vertreten (100), darunter Exoten wie die Cook Islands.
- Die Zahl der ausgestellten Titel liegt mit 309.885 rund 90.000 unter dem Vorjahreswert – besonders die Zahl der Backlisttitel aus dem laufenden Programm ist drastisch zurückgegangen (207.018 statt 278.109).
- Die Fläche ist mit 171.790 qm konstant geblieben.
- Die Zahl der Agenten wächst in diesem Jahr um fast 3% auf 515. Boos führt dies auf die Digitalisierung der Buchbranche zurück, in deren Zentrum der Handel mit immer komplexer werdenden Rechten stehe.
- Im Comic-Zentrum seien die Manga-Aussteller rückläufig, während Graphic Novels im Höhenflug seien.
- Die Zahl der Hörbuch-Aussteller ist stabil.
- Im Bereich Bildung verzeichnen die Frankfurter 11% mehr Aussteller.
In seiner Rede hat der Messe-Chef eine Branche im Umbruch beschrieben:
Die Ränder der Branche faserten aus. Die Branchensparten vermischten sich immer stärker durch die Digitalisierung – etwa dadurch, dass Buchhändler E-Books produzieren oder Verlage den Eigenvertrieb ausbauen.
Das Bedürfnis nach Struktur und Qualität sei in der digitalen Welt stärker denn je ausgeprägt, es müsse immer mehr Filter geben.
„Der Handel mit Inhalten steht bei uns im Vordergrund“, so Boos. Der Handel werde aber immer komplexer, es gebe inzwischen Hunderte Nebenrechte. Fazit von Boos: „Es gibt keine definierten Prozesse mehr.“
Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer der BITKOM, kündigte ein verstärktes Engagement der Technologie-Firmen auf der Buchmesse an. Dass Amazon noch nicht in Deutschland mit dem Kindle-Programm gestartet sei, liege daran, dass zu wenig Inhalte vorliegen. Dies sei wiederum ein Beleg dafür, dass die Buch- und Elektronikbranche enger zusammenwachsen müssten.
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