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Christian Kracht und der Schweizer Buchpreis: »Geht das überhaupt?«

Am Dienstag erklärte der Autor Christian Kracht, dass er sein Buch „Eurotrash“ aus dem Wettbewerb um den Schweizer Buchpreis zurückziehen wolle. Die Ankündigung erfolgte am gleichen Tag, an dem bekannt wurde, dass der selbe Titel auch auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2021 steht.

Christian Kracht (Foto: Noa Ben-Shalom)

Christian Kracht (Foto: Noa Ben-Shalom)

Kerstin Gleba, Verlegerin bei Kiepenheuer & Witsch, wo „Eurotrash“ erscheint, nahm Krachts Ankündigung am Dienstag sportlich: „Wir respektieren die Entscheidung unseres Autors Christian Kracht, seinen Roman von der Nominiertenliste des Schweizer Buchpreises zurückzuziehen, und bitten um Verständnis für diesen Schritt.“ Den vom Autor genannten Gründen wollte Gleba nichts hinzufügen.

Etwas mehr zu sagen hat Urs Heinz Aerni, Journalist und Kulturvermittler aus Zürich, der auch für buchreport als Korrespondent arbeitet. Sein Kommentar zu Krachts Entscheidung hier im Wortlaut:

„Christian Kracht will sein Buch aus der Shortlist für den Schweizer Buchpreis zurückziehen. Geht das überhaupt? Wenn eine Jury sich für eine Nominierung entscheidet, dann wohl, weil das Buch der Jury gefällt. Nicht mehr und nicht weniger.

Kann eine Autorin oder ein Autor, oder ein Verlag, dagegen was unternehmen? Eigentlich nicht, denn die Entscheidung der Jury basiert auf literarische Qualitäten, nicht auf Sympathien des Urhebers. Was gemacht werden kann, wäre wohl auf das Preisgeld zu verzichten oder die Annahme eines Preises abzulehnen. Und auch bei den Lesereisen im Vorfeld nicht mitmachen zu wollen. Aber ein Buch aus einer Nominierung zurückziehen, die durch eine Jury bestimmt wurde, geht nicht. Der Verlag verpflichtet sich, für die Autorinnen und Autoren alles zu geben, was den Verkauf des Buches fördert. Wenn der Autor nicht möchte, dass sein Buch in den Schaufenstern der Buchhandlungen zusammen mit den anderen nominierten Titeln präsentiert wird, dann ist das eine Sache zwischen Verlag und Autor aber eine Jury kann nach wie vor das Buch als lesenswert befinden und es der Welt empfehlen.

Deshalb lieber Christian Kracht, ist es Ihrerseits nicht zu verhindern, wenn Gremien, Veranstalterinnen und Kritiker Ihr Buch mit einer Würdigung veredeln möchten. Oder sagen Sie Ihrem Verlag auch, welche Zeitung das Buch besprechen darf und welche nicht?“

Schweizer Buchpreis 2021: Christian Kracht zieht sein Buch zurück

 

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