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Christian Schnalke über »Römisches Fieber«

In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt zwölf dieser Nachwuchsschriftsteller in Steckbriefen vor. Heute: Christian Schnalke, der im September bei Piper seinen Erstling „Römisches Fieber“ vorlegt.

 

Mein Roman in drei Sätzen

Im Jahr 1818 flieht Franz Wercker vor einer unseligen Familiengeschichte und nimmt die Identität eines nach Rom reisenden Dichters an. In Rom wächst er in die Gemeinschaft deutscher Künstler hinein, gewinnt Freunde und findet seine große Liebe. Doch sein Identitätsbetrug bringt ihn in immer drängendere Not, mehrere Morde werden ihm angelastet, und die Schlinge um Franz zieht sich gnadenlos zu …

Mein Weg zu Piper

Immer schon war es mein Traum, ein eigenes Buch in Händen zu halten. Dieses Ziel habe ich nie aus den Augen verloren – auch auf einem Weg voller Umwege und Zwischenstationen. Ich habe unterwegs alles geschrieben, was man nur schreiben kann, und überall etwas gelernt und mitgenommen. Wann immer es ging, habe ich dabei an Romanen geschrieben, habe mir allerdings den Luxus geleistet, gegen den Strich zu bürsten, eigenwillige Dramaturgien zu entwickeln, und Ungehöriges miteinander zu verbinden. Und mir auf diese Weise einige begeisterte Absagen eingehandelt … Schließlich kam „Römisches Fieber“ – eine Idee, die mich vollkommen eingenommen hat. Nach intensiver Vorarbeit und Recherche habe ich mir einen Kölner Winter lang einen unvergleichlich schönen römischen Sommer bereitet. Und nach all den Jahren hat es dann genau drei Tage gedauert, bis ich eine begeisterte Zusage des Piper Verlages bekommen habe.

Das Verdienst meines Lektors

Olaf Petersenn hat angeregt, ermuntert, Begeisterung geteilt, Konsequenz gefordert, Ideen hervor­gelockt, Fehler bemerkt, Fragen gestellt, mich darin bestärkt, Wege zu Ende zu gehen – und meinen nächsten Roman angeregt. 

Christian Schnalke, geboren 1965, studierte Literatur und Philosophie. Er schrieb zahlreiche TV-Drehbücher wie „Krupp. Eine deutsche Familie“ und ein Theaterstück, das am Broadway aufgeführt wurde. „Römisches Fieber“ ist sein erster Roman. (Foto: Maigut Fotografie)

Mein Eindruck von der Buchbranche

Ich habe so viele besondere Menschen kennengelernt, dass mein Bild der Branche eher zerfällt als sich zusammensetzt. Ob Lektorat, Herstellung, Vertrieb oder Handel: Jeder sieht ein Buch aus einer eigenen Perspektive, und doch – und das ist das Einmalige – liegt unter allem dieselbe Lesesucht und Bücherliebe.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Ich fühle mich in allen Buchhandlungen wohl: der Geruch, die Ruhe, das Verheißungsvolle, all die Geschichten, all die Welten, all die Möglichkeiten. Es gibt nichts Schöneres, als neue Bücher aufzublättern, anzulesen und manchmal nach wenigen Zeilen zu erleben, wie die Absätze beginnen, farbig zu werden …

Meine Lieblingsautoren

Douglas Coupland und Joseph Conrad – „Herz der Finsternis“ liegt immer auf meinem Nachttisch. Wenn ich ein Buch fertig gelesen habe und noch nicht offen bin für ein neues, dann schlage ich es irgendwo auf und lese ein paar Seiten.

So lese ich

Langsam und genüsslich.

Schreiben ist für mich

Lust und Liebe. Die Zeit, in der ich „Römisches Fieber“ geschrieben habe, war für mich vollkommen geprägt von den Menschen in meiner römischen Welt. Ich habe mich über Monate gefühlt wie frisch verliebt. Wenn ich nachmittags andere Dinge erledigen musste, habe ich mich nach dem nächsten Morgen gesehnt, wenn wir endlich wieder beieinander sein konnten. Gelegentlich ist Schreiben ja mühsam, aber hier haben sich das Historische, das Eigene und das Erdachte lebendig ineinandergefügt und mich immer wieder überrascht und verführt.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Ziehe ich drei Söhne groß. Aber da sie sich mit den Jahren immer mehr selber großziehen, komme ich auch immer mehr zum Schreiben. Ansonsten entdecke ich neue Wege querfeldein mit meinem alten Mountainbike und reise. Beides allerdings mit Computer im Rucksack, weil ich am liebsten unterwegs schreibe.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Den Roman „Römisches Fieber“ haben wir ins Programm genommen, weil Christian Schnalke ein leidenschaftlicher Erzähler ist und einen großen, spannenden Stoff zur Darstellung bringt. Mit der Geschichte von Franz Wercker, der unter falscher Identität als Schriftsteller Zugang zur deutschen Künstlerkolonie in Rom Anfang des 19. Jahrhunderts findet, hat er alle Mitleser im Verlag sofort elektrisiert. Unter strategisch-verkäuferischen Gesichtspunkten ist die gekonnte Mischung von spannendem Plot, vielschichtiger Figurenanlage, sprachlicher Originalität und kunsthistorischer Wissensvermittlung äußerst attraktiv.

Welche Rolle spielen Debütanten für Ihr Programm?

Das literarische Debüt ist eine eigene Kategorie in unserem Programm, die darauf zielt, junge erzählerische Talente der Öffentlichkeit vorzustellen und in der Folge zu Autoren mit einem großen Werk aufzubauen. Für einen Verlag mit hohem literarischen Anspruch ist diese Entdeckungsarbeit unerlässlich. Christian Schnalke fällt strenggenommen in eine andere Kategorie, da er als reifer Schreiber nun seinen ersten Roman vorlegt, der nicht vorrangig eine Talentprobe ist, sondern ein ganz eigenständiges Werk. Diesen Roman wollen wir aufgrund seiner oben dargelegten Qualitäten nicht nur einem literarisch versierten Publikum, sondern einer breiten Leserschaft ans Herz legen.

Olaf Petersenn, Lektor und Programmleiter Literatur bei Piper

Kommentare

1 Kommentar zu "Christian Schnalke über »Römisches Fieber«"

  1. Bernd Stölting | 31. Januar 2019 um 20:51 | Antworten

    Christian Schnalke bescheibt die romantischen Höhepunkte der jüngeren deutschen Geschichte. Dieses mit großem Einfühlungsvermögen für die Zeit und ihren Sehnsüchten und für die vielen außergewöhnlichen Menschen dieser leider vergangenen Epoche. Man hätte sich ein anderes Deutschland gewünscht, das sich im Vormärz zu neuer Blühte entwickelt hat. Leider ist die romantische, Sehnsucht nach Selbstbestimmung und Demokratie von Bismark und den Preußen aufs schändlichste mißbraucht worden. Große vergebene Chancen, die in zwei Weltkriegen mündeten, welche uns bis heute belasten.Mit Hilfe der Vorstellungskraft und ausgezeuchneter Erzählkunst, darf man in diese vergangenen Jahre rückwärtig eintauchen und -bedauern in mit gewissem Entzücken- Danke.. MfG Bernd Stölting

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