Der von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandfunk gestiftete und mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis geht in diesem Jahr an Christine Wunnicke für ihren Roman „Die Dame mit der bemalten Hand“, das im Berenberg Verlag erschienen ist.
Zur Begründung erklärte die Jury: „Christine Wunnicke hat über Jahrzehnte hinweg ein eigenständiges Werk geschaffen, in dem sich die Gattungen mischen. Gelehrte Groteske. Historischer Miniaturroman. Wissenschaftssatire. Sie beherrscht die Wissensjargons verschiedener Zeiten, mythologische und religiöse Idiomatiken und poetische Aufschwünge ebenso wie deren Parodien. Immer arbeitet sie auf der Grenze zwischen beiden. Am Kipppunkt von Wahn in Wissen und umgekehrt; von Bericht und Karikatur eines Berichts. Aus dem zufälligen Zusammentreffen einzelgängerischer Helden der Wissenschafts- und der Weltgeschichte schlägt sie helle Funken der Erkenntnis und der Komik.“
„Die Dame mit der bemalten Hand“ handelt von dem tragikomisch scheiternden Versuch, die Welt zu vermessen. Der persische Astrolabienbauer Musa al-Lahuri strandet auf einer struppigen Insel vor Bombay und trifft auf den deutschen Mathematiker Carsten Niebuhr. Ausgerechnet das Vermessungsgenie soll die Originalschauplätze der biblischen Heilsgeschichte studieren und ist vom Weg abgekommen. Der Perser und der Deutsche reden vielsprachig wortreich aneinander vorbei.
Der diesjährige Wilhelm Raabe-Literaturpreis wird coronabedingt nicht vor Ort im Braunschweiger Staatstheater verliehen, sondern in der Sendung „Studio LCB“ am 28. November im Deutschlandfunk und zusätzlich im Programm von Deutschlandfunk Kultur.
In der Jury waren: Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Prof. Dr. Moritz Baßler (Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität, Abteilung Neuere deutsche Literatur), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), Dr. Michael Schmitt (3sat), Prof. Dr. Renate Stauf (Germanistisches Institut, TU Braunschweig), Katharina Teutsch (u.a. FAZ und ZEIT) und Dr. Hubert Winkels (Deutschlandfunk).
Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören Rainald Goetz, Jochen Missfeldt, Ralf Rothmann, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht, Marion Poschmann, Thomas Hettche und Clemens J. Setz, Heinz Strunk, Petra Morsbach, Judith Schalansky und Norbert Scheuer.
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