In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 14 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Christoph Nußbaumeder.
Mein Roman in drei Sätzen
Es tut mir leid, aber ich glaube, für diese Aufforderung bin ich die ungeeignetste Person der Welt. Mit anderen Worten: Ich selbst schaffe es nicht in drei Sätzen, sondern in nicht weniger als 700 Seiten.
Mein Weg zu Suhrkamp
Mit dem Zug, von Berlin nach Frankfurt. Im Sommer 2004 war das, einer Einladung von Hans-Jürgen Drescher folgend, dem damaligen Leiter des Suhrkamp Theaterverlags, nachdem er mein erstes Stück gelesen hatte und ich ihm gleichzeitig von Werner Fritsch als Autor empfohlen wurde.
Das Verdienst meiner Lektorin
Ein immenses. Doris Plöschberger war die beste „Fehlerfinderin“, die mir passieren konnte. Und wenn es stimmt, was Raimund Fellinger gesagt hat, wonach einem Autor, dem keine Vorwürfe mehr zu seinem Lektor einfallen, sich einen neuen suchen sollte, dann hoffe ich, dass mir zu Doris noch für eine lange Zeit genügend Vorwürfe in den Sinn kommen.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Ich bin nicht drin im Betrieb beziehungsweise stehe am Rande, fühle mich dort aber ganz wohl.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Der überschaubare und dennoch sorgfältig sortierte Laden, wo der Händler oder die Händlerin ein bibliophiler Mensch ist und das Buch mehr als eine feilgebotene Ware. Solche Orte sind kostbar. Es sind Tankstellen des Geistes.
Meine Lieblingsautoren
Wie das so ist mit Lieblingen, einige bleiben, andere verblassen, manche kehren wieder … Es sind eher Bücher, die rückblickend für mich bedeutend waren und eine Wirkung entfaltet haben. In der Prosa beispielsweise: „Ansichten eines Clowns“ von Böll, mit 17 gelesen, Bernhards „Auslöschung“, mit 20 in die Finger gekriegt, später dann „Zeiten des Aufruhrs“ von Richard Yates. Wenn das entsprechende Buch zur richtigen Zeit kommt, kann daraus ein Komplize fürs Leben werden.
So lese ich
Eher konventionell, von links nach rechts.
Schreiben ist für mich
Auseinandersetzung.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Dann versuche ich im Rahmen des Möglichen am Leben teilzunehmen.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Familiensaga, Aufsteigerepos, Sozialroman – das alles ist dieses Debüt, in dem eine große, über die Generationen weitergegebene Schuld zum Katalysator für Erfolg und Unglück gleichermaßen wird. Und ganz nebenbei erzählt Christoph Nußbaumeder auch noch gut 100 Jahre deutsche Wirtschaftsgeschichte.
Doris Plöschberger, Programmleitung Deutschsprachige Literatur
Debütanten im Herbst 2020 – im buchreport.magazin 07-08/2020
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