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Christoph Paris: Grobe Fehler der MVB

Christoph Paris: Grobe Fehler der MVB

Ich bleibe dabei: Der MVB-Shop und die TrekStor-E-Book-Reader schaden dem unabhängigen Buchhandel, und ganz nebenbei werden unsere Börsenvereins-Mitgliedsbeiträge für sinnlose Programmierung verbrannt. Wir brauchen eine langfristig bessere Lösung.

Versteht oder will die MVB nicht verstehen, dass das VLB allein viel zu unbedeutend ist, um als Referenzmedium zu fungieren? Sinnvoll für den Sortimenter (und vor allen Dingen den Kunden) ist doch erst die Mischung aus VLB, Barsortiments- und eigenen Titeldaten.

Einmal von den peinlichen Fehlern, der „Geschwindigkeit“ und den Titeln in den angezeigten Rubriken auf den aktuellen MVB-Shopseiten (z.B. laubacherbuecherstube-shop.de) abgesehen, betrachte ich das gesamte Konzept als einen groben Fehler:

  • Worauf zielt diese Seite jetzt und in Zukunft ab?
  • Will sich die MVB mit dieser sich im Internet-Pleistozän (schlechte Datenbank, keine Individualität) bewegenden Seite mit Amazon messen?
  • Bleibt uns kleinen Buchhandlungen nicht auch im Netz einzig und allein die Möglichkeit, auf Emotion und Qualität zu setzen? (Diese Aussage von Thomas Fuchs, CVK, traf zumindest auf dem Börsenvereins-Regionaltreffen in NRW auf breite Zustimmung.)

Was also tun? Wenn schon White-Label-Shop, dann bitte so wie buchhandelsweb.de dies erst seit wenigen Monaten angeht. Zwar leider noch nicht online, aber – wie ich in einer Testumgebung gesehen habe – bereits produktiv, werden dort VLB, Umbreit und eigene Titeldaten in einer Datenbank gemischt und nach Priorität auf die vorrätigen Titel angezeigt. E-Books sind zwar leider erst in einer separaten Suche zu finden, werden aber noch in die Gesamtdatenbank integriert. Das ist doch für ca. 100 Euro im Monat ein mehr als faires Angebot, oder?

Wer eine langfristig bessere Lösung sucht, sollte sich nicht an die Libri- und KNV-White-Label-Shops binden, sondern genau den Weg gehen, den Ocelot oder Kohlibri gehen. Wir würden uns gerne nicht nur ideell einbringen, um das, was Frithjof Klepp oder René Kohl bereits geleistet haben, weiter- und mitzuentwickeln. Hier liegt doch die Zukunft. Gemeinsames Datenbank-Know-how, gegenseitige Unterstützung. Jeder sollte die „offenere“ Lösung, die René Kohl anspricht, auch finanziell unterstützen, denn nur so wird Vielfalt, Emotionalität und Qualität auch im Webshop möglich sein.

bpm hat bezüglich Datenbank/Shop eine tolle Lösung mit verschiedenen Datenquellen, spielt aber auch monetär in einer ganz anderen Liga. Eine Kooperation bzgl. Webservice oder Rohdaten möchte die Geschäftsleitung, soweit ich weiß, nicht.

Sollten sich an diesem Thema interessierte Buchhandlungen nicht einmal in einer Telefonkonferenz oder über einen E-Mail-Verteiler (vielleicht organisiert vom buchreport?) austauschen, um diesbezüglich wirklich produktiv voran zu kommen?

Christoph Paris, Buchhandlung RavensBuch (Ravensburg)

Kommentare

7 Kommentare zu "Christoph Paris: Grobe Fehler der MVB"

  1. Auch wir beobachten manches von dem, was die MVB veranstaltet (oder auch unterlässt) mit Unverständnis und Unbehagen, haben dies auch an verschiedenen Stellen zur Sprache gebracht.
    Für uns steht die MVB in erster Linie als Dienstleister aller Sparten des Buchhandels. Hier muss es zentrale Aufgabe sein, Ressourcen, die einzelne Mitglieder nie selbst erbringen können, unabhängig bereitzustellen. Nur dort, wo sonst die Masse der kleineren Mitglieder einem Monopol hilflos gegenüberstehen, ist es Aufgabe der MVB diese Lösung zu kreieren. Die zweite Aufgabe der MVB muss darin bestehen verbindliche, gemeinsame Handlungsgrundlagen zu schaffen, die sonst im Wust der kleinteiligen Eigeninteressen zerfallen (Normdaten).

    In wie weit Buchhändler unabhängige White Label-Shops und eBook-Reader der MVB benötigen, die von einer Reihe von Anbietern (natürlich immer mit gewissen Eigeninteressen) angeboten werden, mag ich nicht zu beurteilen. Hier ist offene Diskussion zwischen Anbietern und Nachfragern, wie sie ja auch derzeit stattfindet, interessant und aufschlussreich. Die Marktteilnehmer werden schlussendlich mit den Füßen abstimmen. Bleibt zu hoffen, dass am Tagesende nicht zu viele Mitgliedsbeiträge zu Asche verraucht sind.

    An Aufbau, Inhalten, Zielen und Kosten von Libreka habe ich seit Anbeginn der Entwicklung viel Kritik geäußert. Das ist in soweit Geschichte, als im Wesentlichen das Geld auf den Kopf gehauen wurde, es nun darum gehen muss daraus möglichst viel Nutzen für die Masse der Mitglieder des Börsenvereins zu schöpfen. Dazu gehören z. B. ganz wesentlich ausleihfähige eBook-Lösungen, die es dem Buchhandel ermöglichen im Handel mit Bibliotheken zu bestehen.

    Was das VLB angeht möchte ich aber klar der Meinung von Christoph Paris widersprechen. Wir benötigen eine verbindliche Datenbank, die für alle zugänglich und verlässlich ist. Wenn diese Datenbank fehlerhaft oder unzureichend ist, dann muss die Antwort darauf nicht Ablehnung sondern Nachbesserung heißen. Wir arbeiten mit dem VLB hervorragend, seit Jahren und vor allem unabhängig vom Wohlwollen einzelner Zwischenhändler oder Verlage. Seit der Verständigung auf das VLB als Preisreferenz Datenbank ist es für uns im Zweifel auch immer der Maßstab für Kundenabrechnungen. Wenn wir dann mal eine Differenz feststellen, dann hilft meist ein kurzer Hinweis an den Verlag, um dem Abhilfe zu schaffen. Ich kann mir nicht vorstellen, wer uns im Buchhandel eine Alternative zum VLB bieten könnte.

    Thees Wullkopf

  2. Ich kann Frau Nunne nur zustimmen. Wir, als die Techniker hinter dem
    ocelot, Online-Shop, sehen natürlich die Probleme, die dies auch mit
    sich bringt. Die Chancen, einem recht anonymen Amazon einen Shop
    entgegen zu stellen, der eben das Beratungs und Buchhandelspotenzial,
    das der stationäre Handel hat, online auszuschöpfen wiegen das meiner
    Meinung nach voll auf.

    Gerade beim eBook-Vertrieb gilt es jedoch
    gemeinsam, mit allen – Verlagen, Autoren, Händlern, Technikern,.. –
    Lösungen zu finden, welche ein attraktives Angebot für den Endkunden
    darstellen. Zu verlockend und einfach sind Kindle, iTunes und Google
    Books. Da fällt der Fehler im Prolog des Faust schon mal nebenbei
    runter.

    Tun Sie sich zusammen!

  3. *seufz* Wann wird endlich klar, dass die MVB ein eigenständiges Wirtschaftsunternehmen ist und mitnichten von den Mitgliedsbeiträgen des Börsenvereins finanziert wird?

    • Liebe(r) Frau oder Herr „Branchenmensch“,
      ja, stimmt, das ist ein dummer Fehler und eine falsche Aussage. Gemeint ist mein Zweifel daran, daß die „Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH“ mit Ihren 17,7 Mio. Umsatz (davon 7,2 Mio. Verlag) und 0,8 Mio. Jahresüberschuß in 2011 dazu in der Lage ist, einen eigenen(!) Shop zu betreiben, der mit den anderen Marktteilnehmern konkurrieren kann, und ob dies überhaupt Sinn ergibt. Oder wie es im Finanzbericht 2012 vom Börsenverein selbst formuliert ist »Das Engagement in diesen Bereichen [Launch der MVB Shops] birgt durch die Schnelllebigkeit der technologischen Entwicklung jedoch auch Risiken für die MVB.«

  4. Dito! Der unabhängige, individuelle Buchhandel braucht unbedingt eine individuelle Online-Oberfläche mit seinem eigenen !!! Buchprofil, mit seinen eigenen Buchtipps – und das basierend auf einer hochprofessionellen Technik in Punkto Daten- und Shopfunktionen.

  5. Auch meine Zustimmung, Herr Paris. Wenn White-Label-Shop, dann richtig. Wir von NEWBOOKS sind bei einem Datenbanken-übergreifenden Konzept auch für kleines Geld dabei. Ihr Moritz Hodde

  6. Absolute Zustimmung, Herr Paris, was die MVB angeht. Da kann es einer Buchhandlung sogar passieren, daß sie nicht einmal korrrekte Abrechnungen über die paar E-Books bekommt, die heruntergeladen werden und das aber erst 3 oder 4 mal reklamieren muss, bevor man es für nötig hält, der Sache ernsthaft nachzugehen! So kann’s nun wirklich nicht gehen.
    Und ich stimme Ihnen auch absolut zu: Je individueller der Shop, desto besser. Ich kann auf Erfahrungen mit 2 Barsortimentsshops zurückgreifen und beide haben mich glücklich gemacht bzw machen mich nicht glücklich.
    Eine bezahlbare Shoplösung, in der die Datenbanken, mit denen man arbeiten will, unter einer individuellen Oberfläche arbeiten, ist ja bekanntermaßen auch mein Traum. Es wäre schön, wenn viele Buchhandlungen beginnen würden, ins selbe Horn zu blasen!

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