Mit ihren Nachfragen hat die US-Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde FTC den Zusammenschluss von Clarivate und ProQuest zwar etwas verzögert, aber nicht gestoppt: Clarivate, das mit einer Reihe von Software-, Daten- und Analyse-Diensten im Wissenschaftsbereich aktiv ist (u.a. Literatur- und Zitationsdatenbank Web of Science), hat sich jetzt für 5,3 Mrd US-Dollar den Inhalte-Aggregator ProQuest einverleibt.
Damit rücken zwei große Anbieter zusammen, die mit ihren Lösungen und Diensten wissenschaftliche Bibliotheken und Einrichtungen weltweit bedienen und auch umfängliche Beziehungen zu Verlagen pflegen. Clarivate-CEO Jerre Stead betont die Möglichkeiten der kombinierten Geschäfte – die Inhalte von ProQuest einerseits und die Softwarelösungen von Clarivate andererseits. Erklärtes Clarivate-Ziel ist es, mit dem Zukauf endgültig zu einem führenden Anbieter für die Wissenschaft aufzusteigen – und Dienste und Tools über die gesamte digitale Wertschöpfungskette aufzubauen.
Kritik an der Übernahme kommt von der Interessengruppe SPARC, in der 240 wissenschaftliche Bibliotheken organisiert sind. Sie hatte bereits im Herbst in einem Schreiben an die FTC umfangreiche kartellrechtliche Bedenken geäußert. SPARC-Chefin Heather Joseph kritisiert, dass die FTC nicht eingeschritten ist: „Die Fusion bringt den Markt an den Rand eines Monopols und verschiebt die Kontrolle über das Forschungsökosystem weiter in Richtung der größten kommerziellen Anbieter – und weg von den besten Interessen der Forschungsgemeinschaft. Das Ergebnis sind weniger Optionen und letztlich höhere Preise für Bibliotheken.“
Clarivate
Clarivate ist 2016 nach der Übernahme des Geschäftsbereichs Intellectual Property and Science von Thomson Reuters durch Onex Corporation und Baring Private Equity Asia entstanden. 2019 fusionierte das Unternehmen mit Churchill Capital Corp. und ist seitdem börsennotiert. Clarivate ist Softwareanbieter und betreibt eine Reihe von Daten- und Analyse-Diensten in den Geschäftsbereichen „Wissenschaft“ (u.a. Web of Science, Cortellis) und „IP/Intellectual Property“ (u.a. Derwent, CompuMark, MarkMonitor).
Für 2021 erwartet Clarivate (ohne den Zusammenschluss mit ProQuest):
- Bereinigte Umsätze zwischen 1,8 und 1,84 Mrd US-Dollar
- Bereinigtes EBITDA zwischen 795 bis 825 Mio US-Dollar
- Bereinigte EBITDA-Marge zwischen 44 und 45%
Mit der Übernahme von ProQuest soll der Umsatz im Jahr 2022 auf 2,87 bis 2,93 Mrd Dollar steigen, der Gewinn (EBITDA) auf 1,21 bis 1,26 Mrd. Gemeinsam kommen die Unternehmen auf etwa 11.000 Mitarbeiter, die 45.000 Kunden in über 200 Ländern bedienen.
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