Seit der Einführung des Amazon-E-Book-Programms wird das Geschacher um Konditionen in der Internet-Buchwelt fast synonym mit dem Namen „Kindle“ thematisiert – noch immer wehrt sich der mächtige Onliner, sich beim Pricing und den Ausschüttungen an die Verlage allzu sehr hereinreden zu lassen. In der Hörbuch-Nische ist es die Amazon-Tochter Audible, die aktuell mit den Verlagen im Konditionen-Clinch liegt.
Nach buchreport-Informationen machen mehrere große Hörbuch-Anbieter, darunter Random House Audio und die Holtzbrinck-Tochter Argon, Front gegen die Konditionen rund ums Abo-Modell der Berliner. Hintergrund: Selbst eine Mammut-Produktion wie Ken Folletts „Die Tore der Welt“ (7 CDs, 69,95 Euro empfohlener Ladenpreis, 55,95 Euro im Einzel-Download bei audible.de) wird in elektronischer Form auf audible.de im Abo-Modell für den Einheitspreis von 9,95 Euro angeboten. Bei einem Verlagsanteil, den Audible selbst mit einer Staffelung von 30 bis maximal 50% angibt, bleibt für die Inhalteanbieter am Ende nicht viel übrig. Zwar gibt es die Titel auch im Einzelverkauf (standardgemäß mit einem 50/50-Split), doch das Gros der Umsätze erfolgt über den aus Kundensicht weitaus attraktiveren – und für die Verlage verpflichtenden – Abo-Vertriebskanal.
„Ruinöses Geschäftsmodell“
Während ein Verleger im Gespräch mit buchreport über das für Verlage „ruinöse“ Geschäftsmodell von Audible schimpft, verweist Audible-Chef Nils Rauterberg gegenüber buchreport auf den „Volumeneffekt“: Durch das Abomodell kaufe jeder Kunde wesentlich mehr ein – im Durchschnitt 18 Hörbücher pro Jahr. „Wir betreiben außerdem erheblichen, von Jahr zu Jahr steigenden Aufwand, um unser Onlinegeschäft auszubauen. Fürs Marketing zahlen wir mehrere Millionen pro Jahr“, erklärt Rauterberg, der zum Jahresbeginn mit Michael Treutler die Nachfolge des scheidenden Geschäftsführers Arik Meyer angetreten war. „Wir werden uns sicher mit den Verlagen einigen, denn an den Vorteilen des Abomodells für die Kunden zweifelt kaum jemand in der Branche.“
An Audible führt kein Weg vorbei
Dass sich Verlage und Onliner am Ende einigen, daran besteht kaum ein Zweifel – allein wegen der Monopolstellung der Amazon-Tochter, deren Marktanteil auf 85% geschätzt wird, Tendenz steigend: Die im Herbst 2005 mit großem Marketing-Aufwand gestartete „Focus“-Tochter claudio.de, die stets im Schatten des großen Wettbewerbers stand und Ende 2007 zum Gemischtwarenladen umgebaut wurde, steht gerüchteweise zum Verkauf (was der Verlag auf Anfrage von buchreport nicht kommentieren wollte). Download-Pionier soforthoeren.de kämpft ums Überleben (buchreport berichtete).
Für Bewegung in die Download-Branche könnte mittelfristig jedoch einmal mehr Apple sorgen. Nach buchreport-Informationen läuft der langjährige Vertrag zur exklusiven Bestückung des iTunes-Stores mit Hörbüchern durch Audible bald aus. Bei audible.de heißt es, zumindest in den kommenden zwölf Monaten werde dort kein Wettbewerber einen Fuß in die Türe bekommen.
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