Die Medien beschäftigen sich mit der Übermacht von Suhrkamp – und der Schwäche der Holtzbrinck-Verlage – auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis (hier mehr). Die Auswahl findet größtenteils ein positives Echo. Eine Presseschau.
Der Literaturkritiker Wolfgang Schneider hebt im Deutschlandradio Kultur den „Cluster der alten Herren“ auf der Liste hervor, die mit Lebensresümees und autobiografischen Erinnerungsspielen vertreten seien – darunter Ernst Augustin, Sten Nadolny, Bernd Cailloux und Germán Kratochwil. Positiv bewertete Schneider die Tatsache, dass sehr viele kleine Verlage vertreten sind.
Die „Berliner Morgenpost“ zeigt sich überrascht angesichts der Auswahl der Jury. Nicht nur seien fast unbekannte Autoren aus kleinen Verlagen vertreten (wie Angelika Meier oder Germán Kratochwil), mit Rainald Goetz sei sogar ein Autor darunter, der sich ausdrücklich geweigert habe, der Jury rechtzeitig Druckfahnen seines neuen Buches zukommen zu lassen.
Der „Tagesspiegel“ findet die Auswahl „so erratisch wie immer“. Erstaunlicherweise – und gerechterweise – sei das Verhältnis von Frühjahrs- und Herbsttiteln ausgeglichen. Selbst Wolfgang Herrndorfs im November 2011 erschienener und im Frühjahr schon mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneter Roman „Sand“ sei dabei. „Was wiederum die Frage aufwirft, warum nun zum Beispiel einer von Herrndorfs schärfsten Konkurrenten um den Leipziger Preis, Thomas von Steinäcker, keine Berücksichtigung fand?“
Die „FAZ“ lobt die „exzellente Auswahl“ und widmet sich der Übermacht von Suhrkamp auf der Liste – dies hätte man noch vor kurzem nicht erwartet. Im Gegenzug gebe es für in den vergangenen Jahren am Markt sehr erfolgreiche Häuser wie S. Fischer, Rowohlt, Dumont und Kiepenheuer & Witsch keine Nominierung. Im drastischsten Fall gebe es immerhin noch einen Platz auf der Shortlist neben Suhrkamp.
Die „Stuttgarter Zeitung“ vermisst Martin Walsers neuen Roman „Das dreizehnte Kapitel“ und Sybille Bergs „quicklebendige Gegenwartsvernichtung ,Vielen Dank für das Leben’“. Mit Blick auf den stärksten Verlag auf der Longlist fragen die Schwaben: „Kündigt sich in dieser starken Reihe ein neuer Höhenflug der Suhrkamp-Kultur an?“
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