Sieben Wochen später als 2007 sind gestern Abend im Münchener Prinzregententheater die Buchpreise „Corine 2008“ verliehen worden. Die Terminverschiebung kam zustande, weil die TV-Gala als Auftakt fürs Weihnachtsgeschäft positioniert werden soll. Im Spielplan des Theaters war im November allerdings kein Wochenende frei, was dazu führte, dass die Nymphenburger Rokokodamen erstmals vor löchrigen Publikumsreihen vergeben werden mussten.
Dabei konnte Katrin Bauerfeind, neue Moderatorin der Gala (Foto), eines der elf Porzellanfigürchen an Muhammad Yunus, Friedensnobelpreisträger des Jahres 2006 und Autor des Hanser-Titels „Die Armut besiegen“ übergeben. Das Publikum vermochte die Dimension des Yunus-Auftritts nicht spontan zu erkennen: Standing Ovations gab es keineswegs für den Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch, sondern für den in München besser bekannten Martin Walser, der für sein Lebenswerk den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten erhielt. Empfangen hat er ihn von Horst Seehofer, für den die Corine-Gala eine der ersten Publikumsveranstaltungen im neuen Amt war.
Wie wenig Seehofer von alten Zöpfen hält, bewies er am Dienstag dadurch, dass er die von der Staatskanzlei vorbereitete und „auf den berühmten grünen Stoiber-Blättern“ ausgedruckte Rede zeigte, aber nicht hielt. Der damit skizzierte Veränderungsprozess könnte freilich auch die seit Jahren auf wackligen Sponsorenbeinen stehende Corine treffen, die in Bayern als Kombination aus Kultur- und Wirtschaftsförderung gesehen wird. Die am Veranstaltungsabend von 3sat ausgestrahlte Aufzeichnung lockte lediglich 50.000 Zuschauer (Marktanteil 0,4%), 50% weniger als im Vorjahr, was sicher nicht nur an den US-Wahlpartys lag.
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