Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Open-Access-Büchern bei De Gruyter lässt der Wissenschaftsverlag einen weiteren Testballon steigen. Beim US-Portal Unglue.it bieten die Berliner 100 vergriffene Titel zum Verkauf an.
Der Ansatz des im Mai 2012 gestarteten US-Portals unterscheidet sich von herkömmlichen Crowdfunding-Projekten dahingehend, dass hier nicht geplante Bücher wie bei Kickstarter vorfinanziert werden, stattdessen kann die Crowd bereits publizierte Werke freikaufen: Unglue präsentiert Bücher der eigenen Community, die diese von den Rechteinhabern freikaufen können, um sie anschließend unter Creative-Commons-Lizenz (CC-BY-NC-ND – Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung) ins Netz zu stellen. Den Preis legt der Rechteinhaber fest. Finden sich genug Geldgeber, wird das Buch freigekauft. Unglue behält 6% Kommission ein.
De Gruyter will den Service nach eigenen Angaben mit nicht mehr lieferbaren 100 Titeln aus den Jahren 1958 bis 2003 testen, darunter seien englisch- und deutschsprachige Titel aus allen Fachgebieten. Den Preis zum Freikauf setzt De Gruyter bei 2100 Dollar an.
„Die Nachfrage nach Open-Access-Büchern bei De Gruyter steigt kontinuierlich“, begründet De Gruyter-Chef Sven Fund. Bei Unglue wolle man testen, ob Nutzer bereit seien, über das Crowdfunding die Anzahl zugangsfreier Werke zu erhöhen.
De Gruyter hatte Mitte Februar bekanntgegeben, dass künftig alle Werke, die Open Access veröffentlicht werden, mit der CC-Lizenz versehen werden sollen. Die Lizenz CC BY-NC-ND ermöglicht dem Nutzer, die Inhalte zu vervielfältigen, zu verbreiten und unter bestimmten Auflagen öffentlich zugänglich zu machen – Ableitungen sind allerdings nicht möglich, weshalb Kritiker in diesem Kontext nicht von „Open Access“ sprechen.
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