Das Scheitern der Gespräche zur Einführung des Tolinos im inhabergeführten Buchhandel ist aus Sicht von Christoph Bläsi (Foto) das größte Ärgernis 2013. Der Buchwissenschaftler plädiert im Rückblick von buchreport.de dafür, ein „gruppenegoistisches Kirchturmdenken“ zu überwinden.
Das hat mich am meisten gefreut
Dass ich im Mai mit meinem Wirtschaftsinformatik-Kollegen Franz Rothlauf eine Studie über die (Nicht-)Interoperabilität von E-Book-Formaten für die Europäische und Internationale Buchhändlerföderation (EIBF) fertigstellen durfte und diese breit und wohlwollend aufgenommen wurde – bis „hoch“ zur Europäischen Kommission und zum Europäischen Rat.
Das hat mich am meisten geärgert
Dass es nicht gelungen ist, Tolino und die kleinen inhabergeführten Buchhandlungen zusammen zu bringen. Dieses Scheitern dürfte der Bruch eines der schon eher weiter im Binnenland der „Europäischen Buchkultur“ liegenden Dämme gewesen sein … Ach – und dass Cornelsen die Sprachtechnologie-Einheit von Duden in Mannheim dichtgemacht hat natürlich. Das wird sich schon mittelfristig als ziemlich kurzsichtiger Management-„Move“ erweisen – spätestens dann, wenn die ehemaligen Leistungsträger für andere (US-Technologie- ?)Unternehmen in diesem Bereich tätig werden.
Das habe ich 2013 am liebsten gelesen
Bodo Kirchhoffs „Die Liebe in groben Zügen“ und Salman Rushdies „Joseph Anton“ haben mich als Literatur am meisten beeindruckt. Zur Entwicklung des digitalen Buchgeschäftes ist mir „Digital Book World Daily“ eine beständig wichtige, wenn auch etwas US-zentrierte Quelle. Und zur reinen Entspannung lese ich immer wieder gerne die „Flug Revue“ …
Das steht auf meiner persönlichen Agenda 2014 (Top-3)
Ich hoffe sehr, dass ich 2014 erstens mit Kollegen aus Mainz und Gießen unser größer angelegtes Forschungsvorhaben zur Digitalisierung der Buchkommunikation (mehr kann leider noch nicht verraten werden …) beginnen kann, dass wir zweitens zusammen mit Konsortialpartnern aus der europäischen Buch- und IT-Branche mit dem EU-Projekt TISP (Technology and Innovation for Smart Publishing) gut vorankommen und mittelständische Unternehmen aus beiden Branchen zur Entwicklung neuer Ideen zusammenbringen können. Und drittens dass ich in meinem Forschungsfreisemester im Sommer 2014 mit Kolleginnen und Kollegen aus Großbritannien und Italien u.a. die Methodenreflexion der Buchwissenschaft (v.a. insoweit es um Digitalisierung und Medienkonvergenz geht) voranbringen kann.
Das muss sich in der Branche 2014 ändern
Die Maxime „Auf etwas verzichten, um Größeres (möglicherweise Lebenserhaltendes …) zu erreichen“ muss sich gegen gruppenegoistisches Kirchturmdenken durchsetzen.
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