Dani Landolf (51), Noch-Geschäftsführer des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands (SBVV), zieht nach 12 Jahren Verbandsarbeit Bilanz. Er verlässt wie berichtet den SBVV zum Jahresende, der Nachfolger steht mit Daniel Waser bereits fest.
Die „NZZ“ hat jetzt Landolf in ihrer Sonntagsausgabe (8.9., S. 63) gewürdigt.: Er habe Bewegung in die Szene gebracht, den Schweizer Buchpreis lanciert, und jeder, der mit Büchern zu tun habe, kenne den „wirbligen Thurgauer“. Der zieht in dem ganzseitigen Artikel Bilanz und benennt offene Baustellen:
- Es gibt ein Leben nach der Buchpreisbindung: 12 Jahre nach Abschaffung der Preisbindung in der Schweiz zeigten sich die Auswirkungen nicht so katastrophal, wie damals befürchtet. Manche Buchhändler begrüßten sogar, dass sie flexibler kalkulieren können, nämlich auch verteuern, wenn die deutschen Verlage aus Schweizer Perspektive zu niedrige Preise kalkulierten. Die Erschütterungen hätten sich auch in Grenzen gehalten, weil die Schweiz kleinster deutschsprachiger Teilmarkt ist: Man müsse einräumen, dass die Schweiz vom Weiterbestehen der Preisbindung in Deutschland indirekt profitiere, „weil die Programmvielfalt nicht durch einen deregulierten Markt bedroht wird“.
- Es gibt Antworten aufs veränderte Einkaufsverhalten. Die Krise des Bucheinzelhandels habe andere Gründe als die fehlende Preisbindung, u.a. den Wettbewerb mit dem Online-Handel. Nur zwei Drittel der Kunden gingen noch in die Läden. Um sie zu halten, tue der Buchhandel einiges, habe an der Aufenthaltsqualität gearbeitet und ziehe mit Veranstaltungen Publikum an. Landolf euphorisch: „Für viele Junge, die in New York oder London entdeckt haben, dass Buchhandlungen auch Hotspots sein können, ist Lesen plötzlich wieder cool.“
Landolf kritisiert allerdings das Einkaufsverhalten der öffentlichen Bibliotheken, Schulen und staatlichen Einrichtungen in der Schweiz. Die beste Buchhandelsförderung wäre, wenn man sie verpflichten könnte, „im Schweizer Buchhandel einzukaufen. Da würden Steuergelder und Subventionen wieder in den Kreislauf fließen. Heute kaufen grosse Bibliotheken oft nur im Ausland ein, und Lehrer raten den Eltern, bei Amazon zu bestellen.“
Als weitere Themen werden angesprochen
- die starke Position des klassischen Buches gegenüber dem E-Book
- die Entwicklung von Ex Libris von der Ladenkette zum Onliner und „einziger ernsthafte Konkurrent zu Amazon“
- die Schwierigkeiten des SBVV mit dem Schweizer Bundesamt für Kultur
- das schlechte Image, dass die Nachrichtenmedien von der Branche zeichneten.
Kommentar hinterlassen zu "Dani Landolfs Bilanz: Mit flexiblen Preisen angefreundet"