Mit dem Thriller „Level 26“ von Anthony E. Zuiker hat Lübbe die „erste Digi-Novel der Welt“ an den Start geschoben – ist das das Buch der Zukunft? Ich habe mit Lübbe-Programmchef Marco Schneiders über das Projekt gesprochen.
Mit dem Thriller „Level 26“ von Anthony E. Zuiker hat Lübbe die „erste Digi-Novel der Welt“ an den Start geschoben (hier ein Trailer zum Buch, hier ein Bericht von uns). Im Buch abgedruckte Links führen der Leser auf eine Internetseite, wo Filme das gerade Gelesene in Szene setzen. Ein interessanter Ansatz, der im Internet viel Resonanz fand (hier und hier z.B.). Ich habe mit Lübbe-Programmchef Marco Schneiders über das Projekt gesprochen.
Warum so blutrünstig zum Weihnachtsfest, Herr Schneiders?
Marco Schneiders: Als Kontrastprogramm – für all diejenigen, denen die mutmaßliche Weihnachtsstimmung durch den Verkauf von Christstollen ab Mitte Juli fragwürdig erscheint. Außerdem: Ein solcher High-Potential-Titel gehört ins Weihnachtsgeschäft.
Sind solche „DigiNovels“ die Zukunft des Lesens – oder nur eine Zwischenstufe bis zur Lektüre von multimedialen Büchern ausschließlich am Bildschirm?
Ich halte die hybride Form von Buch- und Online-Inhalten für ausreichend. Der Kunde kann selbst entscheiden, was er nutzen möchte. Die ausschließlich digitale Lektüre mag im Umfeld der Technik-Affinen am Ende der Entwicklung stehen. Für das Gros der Leserinnen und Leser gilt dies aus meiner Sicht nicht.
Für welche Titel eignet sich dieses Format?
In erster Linie für „filmreife“ Stoffe und im Hinblick auf eine jüngere Zielgruppe. Thriller sind bestens geeignet. Ist produktionsbedingt auch eine Kostenfrage.
Was kostet das Projekt?
Buch- und Online-Inhalte wurden im Paket erworben. Ich kann daher keine definitiven Zahlen nennen. Wer sich die qualitativ hochwertigen Online-Inhalte allerdings anschaut, kann nur zu dem Schluss gelangen: Das ist kostspielig. Aber es ist auch innovativ und entspricht modernen Kundenbedürfnissen.
Es gibt die Kritik, dass die Vorstellungskraft des Lesers durch die Videofilme zu stark beeinflusst wird. Wie stehen Sie dazu?
Die Kritik ist so alt wie das Thema der Verfilmung von Büchern. „LEVEL 26“ bietet die Möglichkeit zur Nutzung von Online-Inhalten – nicht mehr und nicht weniger. Das Buch kann auch ohne Internet gelesen werden. Video- und Audio-Files vertiefen jedoch das Erlebnis der Geschichte.
Ich denke mal, das solche DigiNovels sicher zeitgemäß sind, und genügend Interessenten finden. Entscheidend wird wohl die Bezahlbarkeit sein, aber das kommt sicher noch, mit den entsprechenden Auflagen aufgrund der steigenden Nachfrage. Ich wäre interessiert, sowohl als alte „Leseratte“, als auch als Medien- und Technikfreak. Das „Problem“ der Vorstellungskraft muss jeder Leser für sich selbst entscheiden.