Argon wirbt Spenden für die Produktion eines kostenlosen Hörbuchs, Hachette will die neue „Biss“-Novelle von Stephenie Meyer kostenlos ins Netz stellen. Angekommen in der neuen Welt – doch jetzt muss es weitergehen.Neue Impulse in der gerne auch polemisch geführten Dauerdebatte von Internetausdruckern und Laissez-faire-Piraten über Content und Kannibalisierung: Argon wirbt Spenden für die Produktion eines Hörbuchs ein, das unter Creative-Commons-Lizenz kostenlos veröffentlicht werden soll. Die Hachette-Tochter Little, Brown Books for Young Readers stellt die neue „Biss“-Novelle von Stephenie Meyer neben der Printausgabe einen Monat kostenlos ins Netz. Angekommen in der neuen Welt, möchte man den Verlagen applaudieren. Und zu weiteren solcher Marketing-Schritte ermutigen.
Die auf den ersten Blick riskanten Manöver der beiden Verlage sind auf den zweiten Blick wohl kalkuliert: Argon sichert sich die Sympathien in der Fan-Gemeinde des neben Paulo Coelho wohl am stärksten onlineaffinen Autors der Welt Cory Doctorow, der wiederholt bewiesen hat, dass Kostenlos und Kannibalismus nicht korrelieren (müssen). Sein erstes unter CC-Lizenz veröffentlichtes Buch „Down And Out In The Magic Kingdom“ wurde über 750000 Mal heruntergeladen. Trotzdem – Doctorow würde sagen: genau deshalb – hat sein Verlag schon sieben (kostenpflichtige) Auflagen drucken können. Bei Meyer werden es sich die verträumten Vampir-Fans nicht nehmen lassen, nach der Onlinelektüre auch das gedruckte Buch in die blutbefleckte Sammlung zu stellen.
Dass Verlage neue Geschäftsmodelle testen, ist zu begrüßen. Ihnen muss aber klar sein, dass es hier nicht um eine dauerhafte „Lösung“ geht. Mit kostenlosen E-Books können Print-Kunden nur solange geködert werden, wie diese elektronische Bücher nicht als gleichwertig erachten. Das hat kürzlich Alexander Braun im br-Blog festgestellt. Es wird eine Vielzahl von Modellen und (Kombi-)Produkten für unterschiedliche Lese- und Besitzbedürfnisse geben müssen. Diese Differenzierung beginnt jetzt in der Breite.
Lieber Herr Lenz,
danke für die Bericht. Mir gefällt die nüchterne und unvoreingenommene Betrachtung.
Tatsächlich steckt darin natürlich eine professionelle Absicht und der Wunsch eine neue Erfahrung zu machen. Vielleicht können wir ja etwas dazu beitragen, dass sich der momentan noch kaum überbrückbar scheinende Graben zwischen Urheberrechtswahrern und Netzutopisten etwas verkleinert. Unsere Philosophie dahinter haben wir in diesem Text zusammengefasst: http://little-brother.argon-verlag.de/about/
Beste Grüße
Kilian Kissling