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Das Buch löst sich im Digitalen auf

Sascha Lobo und Christoph Kappes (Foto) wollen eine Plattform aufbauen, mit der Verlage, Agenturen, Autoren und Leser zusammenfinden. Im Interview mit buchreport.de skizziert der frühere Pixelpark-Geschäftsführer „Sobooks“. Zeigt, wieso neben den Inhalten Services immer wichtiger werden. Und erklärt, warum sich Spotify nicht auf die Buchbranche übertragen lässt.
Sobooks will in eine Lücke vorstoßen, die offenbar andere Verlage lassen. Wo erkennen Sie diese?
Wir möchten zunächst einige Themen aus dem Fokus rücken, darunter DRM – harter Kopierschutz ist für uns keine Option. Hinzu kommt, dass das Buch, der Inhalt, für uns nur eine  Dimension ist und der Austausch darüber eine andere. Die Social-Funktionen bilden bei uns eine zweite Dimension. In diesem Prozess soll der Autor im Mittelpunkt stehen – wir begreifen uns als Dienstleister für den Autor, dem wir ermöglichen wollen, seine Leser zu finden und Geld zu verdienen.  
Sobooks ist also Buchinhalte plus Community plus Autoren-Services?
Wenn Sie wollen, ja. Wobei sich das Buch nach unserem Verständnis im Digitalen tendenziell auflöst. Es wäre nicht klug, sich bei der Konzeption am Buch zu orientieren, weil wir dann alles das mitdenken müssten, was traditionellerweise zum Buch gehört.
Und dennoch führen Sie „Books“ im Namen des Verlags?
Ja, weil man sich darüber am ehesten verständigen kann. Grundsätzlich gehen wir aber davon aus, dass bestimmte Genres, Formate und Längen eher zum Digitalen passen als andere. 

„Wir bleiben eher bei den Buchstaben“

Belletristik und Sachbuch?
Kann ich noch nicht genau sagen, aber Sachbücher haben es grundsätzlich schwer, weil viele Inhalt ohnehin schon im Internet vorhanden sind.
Angereicherte E-Books?
Wir sprechen ein gebildeteres Publikum an, insofern bleiben wir tendenziell eher bei den Buchstaben. Ich habe vor 20 Jahren eine Multimediaagentur gegründet und bin daher den Anreicherungen keineswegs skeptisch gegenüber eingestellt, aber bei unserem Projekt spielen sie eine kleine Rolle. Zeichen sind abstrakter, Texte daher dichter und sie lassen eigenen Bildern Raum.
Communities sind im Bücher-Bereich ein vergleichsweise alter Hut. Warum hat sich Social Reading noch nicht durchgesetzt?
Offenbar stimmt das „Wie“ bei den Angeboten nicht. Die beste Softwarelösung umfasst sowohl die stille Lektüre, als auch den Austausch darüber. Und man muss die Menschen zusammenbringen.
Und das läuft über Facebook?
Entscheidend ist, dass wir einen Social Graph verwenden, der auch schon existiert. 

„Wir wollen nicht kostenlos anbieten“

Services: Sascha Lobo sagte, der Verkaufspreis von Inhalten könnte gegen Null gehen, wenn die Services lukrativ sind…
Wir wollen nicht kostenlos anbieten, was Wert hat, das wäre Unsinn und wider jeder Marktlogik. Was Sascha Lobo da sagen wollte ist, dass Online ohnehin alles Service ist, wenn der Inhalt direkt auf einer Plattform dargestellt wird. Und dass wir viele Möglichkeiten für flexible Preismodelle und Anknüpfungspunkte für Monetarisierung haben.
Lobo hat bei seinem Rowohlt-Roman „Strohfeuer“ Fragen der Leser beantwortet. Ist das Prinzip anschlussfähig?   
Das hängt von den Autoren ab, manche sind sehr austauschfreudig, andere weniger. Es ist außerdem schwierig, aus der Autorenbeziehung unmittelbar Geld zu machen. Services, die wir für den Autoren sehen, sind beispielsweise Crowdfunding. Daneben richten wir uns auch mit Services an den Leser, und dazu gehört der Zugang zu bestimmten Inhalten, in bestimmten Zeiten und Gruppen. Wir zielen auf ein Access-basiertes Modell.
Lässt sich Spotify auf die Buchbranche übertragen?
Viele denken darüber nach, aber aus meiner Sicht ist das Modell für Qualitätsinhalte nicht geeignet, weil Produkte mit höheren Abrufquoten deutlich mehr verdienen und der Long Tail mit hochqualitativen Inhalten nicht so zur Geltung kommt. Eine generelle Flatrate ist auch kritisch zu sehen, weil sie die unterschiedlichen monetären Erwartungen der Autoren nicht berücksichtigt – der eine will ein Euro pro Stück, der andere fünf. Diese Gleichmacherei geht nur beim Marktführer, und der drückt mittelfristig alle Preise in den Keller, bis die wertigen Angebote ausweichen.

„Wir wollen Werkzeuge für den Autor entwickeln“

Bei rein digitalen Buchverlagen bleibt die Herausforderung, Autoren ohne schon vorhandene Community im Rücken bekannt zu machen. Welche Wege werden Sie gehen?
Unsere Aufgabe besteht darin, Werkzeuge zu entwickeln, mit denen sich Autoren selbst oder mit Dritten promoten können. Mit meinen über 20 Jahren Erfahrungen in der Internetbranche bin ich sicher, dass es auf einem Markt, in dem viele Hundertausend Subjekte beteiligt sind, Long-Tail-Effekte gibt. Das ist die Natur von Marktgefügen. Wir können dafür sorgen, dass Leser und Autoren über Themen zusammenfinden, und das macht den Reiz des Social aus. Wir können Leser aktivieren als Multiplikatoren, die jeweils z.B. auf Facebook über eigene Communities verfügen.
Sie arbeiten als Autoren auch für Verlage. Werden diese Ihre neue Rolle als Konkurrenz wahrnehmen?
Das glaube ich nicht. Ich selbst schreibe für Zeitschriftenverlage wie die „FAZ“ und bin daher außen vor. Bei Herrn Lobo interessieren sich die Buchverlage sehr für das Projekt. Wenn wir mit unserem kleinen Team Erfolg haben, können wir den Markt etwas voranbringen. Wir sehen uns nicht als Gegner, sondern als Plattform, mit der Verlage, Agenturen, Autoren und natürlich Leser zusammenfinden können. Wenn sie das wollen.
Planen Sie Software-as-a-Service-Angebote?
Durchaus. Wir wollen nicht nur Verlagsprodukte von Dritten auf unserer Plattform anbieten, sondern möglicherweise auch unsere Technologie als White-Label anbieten. In der Internetwelt ist eine Mischung aus Produkt- und Services-Angebot nicht ungewöhnlich, schauen Sie sich beispielsweise große eCommerce- und CMS-Dienstleister an, die verdienen mehr an Services als an Produkten.
Die Fragen stellte Daniel Lenz

Zur Person: Christoph Kappes

1982-1989 Studium Rechtswissenschaften, 1. Staatsexamen mit Prädikat, Nebenfächer Informatik und Philosophie
1990-2008 Gründer und Geschäftsführer der heutigen Pixelpark Agentur Hamburg GmbH (vorm. Xplain Technology Holding, 70 Mitarbeiter, zu den Kunden gehören OTTO, Neckermann, TUI, Daimler, Commerzbank, Vodafone, FAZ, Microsoft und Schneider)
2008 ff. Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Fructus GmbH (www.fructus-gmbh.de)
Kappes schreibt außerdem regelmäßig u.a. für „FAZ“, „FAS“ und „ZEIT Online“

Zum Auftakt der AKEP-Konferenz in Berlin gab Sascha Lobo der Branche Ratschläge zum „Buchstabenverkauf“ – und überraschte am Ende die Zuhörer mit der Ankündigung, bis Jahresende selbst einen Verlag zu gründen:.

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