Der Kunth Verlag will mit dem Imprint „Monaco Books“ seine Bücher selbst in den internationalen Vertrieb bringen. Verleger Wolfgang Kunth erläutert im Gespräch mit buchreport die Hintergründe für den Strategiewechsel.
Stellen Sie sich breiter auf, weil der Bildband-Markt schwächelt?
Mit unserem Programm haben wir keine Marktschwäche ausgemacht, sondern sind im Gegenteil auch 2008 gewachsen. Das mag daran liegen, dass wir etwas breiter aufgestellt sind und beispielsweise auch Sammelwerke für große Zeitungen produzieren. Zudem sind wir erst vor fünf Jahren intensiv ins Bildbandgeschäft eingestiegen und haben auch von daher noch Wachstumspotenzial.
Wie läuft das Lizenzgeschäft?
Auch dort können wir keineswegs klagen, das vergangene Jahr war auch hinsichtlich des Lizenzgeschäfts unser bestes. Wir haben von der Übersetzung bis zur Herstellung einen Rundum-Service angeboten, mit dem die ausländischen Verlage sehr zufrieden waren, und haben über die Kopplung verschiedensprachiger Auflagen verdient.
Warum gehen Sie jetzt ins Risiko?
Wir wollen unsere gesamte Programmpalette im internationalen Markt durchsetzen und vermeiden, dabei über einzelne Titel diskutieren zu müssen. Das öffnet größere Marktvolumina und bietet eine andere kalkulatorische Basis. Für Verlage, die hochwertig, sprich: teuer produzieren, ist es letztlich notwendig, selbst international vertrieblich zu agieren und nicht über den Weg der Lizenzvergabe zu gehen. Die Risiken versuchen wir so gering wie möglich zu halten. Das größte Risiko liegt ja in der Kapitalbindung durch mehrere Lager. Wir starten deshalb nicht gleich mit neun Sprachen, sondern zunächst mit Englisch und wollen dann Schritt für Schritt expandieren.
Der Erfolg hängt letztlich am Vertrieb. In Deutschland haben Sie sich vom GeoCenter als Vertriebspartner für Bildbände getrennt: Warum sollte die Zusammenarbeit in Großbritannien besser funktionieren?
In Deutschland hat sich der Wechsel zum Vertrieb von Zabert Sandmann vor zwei Jahren tatsächlich gelohnt, weil wir sonst nur in der Reiseabteilung gelandet wären. Mittlerweile produzieren wir ja auch Fotobände in der Preisspanne von 50 bis 70 Euro und ab Herbst wollen wir auch fotografische Kunstbücher in den Handel bringen. In England hat GeoCenter den professionellsten Vertrieb und verkauft auch im Buchhandel deutlich mehr, als das in Deutschland der Fall ist. Mit weiteren Vertriebspartnern in den USA und in Australien, der für uns ein überraschend guter Markt geworden ist, stehen wir in Verhandlungen.
Die Fragen stellte Nicole Stöcker
Zur Person: Wolfgang Kunth
hat 1998 den Kartographischen Verlag Wolfgang Kunth aus der Taufe gehoben, nachdem er zuvor als Bereichsleiter Nachschlagewerke/Ratgeber/Kartografie bei Bertelsmann tätig gewesen war. Mit seinem heute viergliedrigen Verlagshaus – neben dem Verlag Wolfgang Kunth u.a. das Joint Venture mit Langenscheidt GeoGraphic Publishers – hat er 2008 15 Mio Euro umgesetzt.
aus: buchreport.express 17/2009
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