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Das granulierte Wissen

„Es ist  schon erstaunlich, dass die Verlage weiterhin so viele Umsätze mit Print generieren“, hat Reiner Blankenhorn, Leiter Informationsmanagement bei Langenscheidt, auf der Printmedienmesse drupa die Herausforderungen des wissensgetriebenen Teils der Buchbranche pointiert:

  • Die Fragmentierung der Medien wird weiter und schneller voranschreiten.
  • Inhalte werden „granuliert“, für unterschiedliche Formate neu abgemischt und auch mit zugekauftem Content ergänzt.
  • Wachstum entsteht auf (elektronischen) Vertriebswegen neben dem Buchhandel; dessen E-Produkt CD-ROM ist bereits stark rückläufig.

Bücher sind zudem immer weniger der Ausgangspunkt für die Verlage und müssen sich im Umfeld des Medienwettbewerbs erst wieder ihren Platz suchen:

  • C.H.Beck-Verleger Hans Dieter Beck hat ebenfalls beim drupa-„Tag des Buches“ deutlich gemacht, dass jetzt auch bei der konservativen RWS-Klientel die Online-Datenbanken immer mehr Bedeutung gewinnen; das gedruckte Buch behalte aber seine Funktion, vor allem in „handlichen Manualen“.
  • Diese Einschätzung findet ihre Entsprechung bei der aktuellen Aufbereitung der „Brockhaus“-Krise: Der Verlag will im Print jetzt vor allem auf einbändige Lexika und Formate setzen, die das Nachschlagen im Internet gezielt ergänzen.
  • Die Herausforderung für Wissensverlage angesichts des zunehmenden Medienmixes liegt in produktionstechnischer Flexibilität und neuen Geschäftsmodellen für immer neue Formate. Beck: „Die alte Printwelt war klarer zu kalkulieren.“

Verlage noch nicht auf E-Book-Markt vorbereitet

Das Thema des elektronischen Publizierens treibt Verleger außerhalb der boomenden Belletristik derzeit derart um, dass sie immer wieder kurz innehalten müssen, um nicht den falschen Eindruck zu erwecken, das Kerngeschäft mit gedruckten Büchern und Zeitschriften werde in Kürze aufgegeben: Natürlich werde es weiter gedruckte Bücher geben… Die größere Aufmerksamkeit der Verlage für die neuen Produkte kommt aber nicht von ungefähr:

  • Die Herausforderungen an tragfähige Produktions- und Vermarktungsmodelle bei den Geschäften mit den Neuen Medien erweisen sich als so vielfältig und komplex, dass sie nicht in eingespielten analogen Workflows und Kalkulationen der Printprodukte bewältigt werden können.
  • Wegen der immer neuen Geräte, Formate und Internet-Entwicklungen müssen die Verlage ein hohes Veränderungstempo gehen und intensives Change Management betreiben, wie aktuell von Reiner Blankenhorn (Langenscheidt) auf der drupa beschrieben, oder drastischer: Den „Verlag auf den Kopf stellen“, wie dies Europa-Fachpresse-Chef Martin Korosec kürzlich im buchreport-Interview charakterisiert hat.

An den Druck auf die Verlage hat am Dienstag dieser Woche am Beispiel des E-Book-Formats auch noch einmal Ulmer-Verleger Matthias Ulmer in einer Börsenvereins-Rundmail erinnert: „Der Verleger-Ausschuss geht davon aus, dass sich ab Herbst 2008 in Deutschland ein E-Book-Markt entwickeln wird. Für diesen sind aber die meisten Verlage noch nicht vorbereitet.“

Der Verleger-Ausschuss wie auch die Akademie des Deutschen Buchhandels forcieren deshalb nach dem drupa-„Tag des Buches“ am Dienstag dieser Woche weitere Veranstaltungen zum Thema:

  • Am 23./24. Juni steht in Stuttgart im Rahmen der Konferenz des Arbeitskreises Ratgeberverlage „Wie Online die Ratgeberwelt verändert“ und „E-Book: Vorbereitung auf einen neuen Markt“ auf der zweitägigen Agenda.
  • Am 30. Juni folgt in der Münchner Akademie die Tagung „Verlag 3.0“: Vom Content-Provider zum Community-Publisher.

Buch verliert als Informationsmedium an Boden

Besonders hoch ist der Veränderungsdruck durch die Neuen Medien im Nachschlagemarkt. Schon aus wirtschaftlichen Gründen wird derzeit der Wörterbuch- und Lexikonverlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus (BIFAB) zur Restrukturierung gezwungen. Die Mannheimer hatten im Februar mit einer Krisenmeldung für große Aufmerksamkeit gesorgt: Umsatzeinbrüche bei gedruckten Lexika, rote Zahlen und notwendiger Personalabbau. (mehr lesen Sie im aktuellen buchreport.express 24, hier das Inhaltsverzeichnis).

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