Fast jedes große Blatt hat heute eine Besprechung der „Anonyma“-Verfilmung im Köcher. Ein „schrecklicher Film“, meint die „FAZ“, nicht durch das, was er erzähle, sondern durch die Art, wie er seine eigene Vorlage bloßstelle. Das historische Zeugnis werde in den Bonbonfarben des Melodrams übermalt.
Die „Süddeutsche Zeitung“ bemängelt, dass die „massenkompatible Primetime-Dramaturgie mit ihren flachen Spannungskurven, ihrer Scheu vor allzu roher Emotionalität und ihren öffentlich-rechtlichen Harmoniezwängen“ der Geschichte ihren Stempel aufgedrückt habe.
Milder fällt das Urteil des „Tagesspiegel“ aus. Zwar seien die großen blauen Augen von Nina Hoss entschieden zu oft zu sehen, auch der hochdramatische Soundtrack von Zbigniew Preisner sei wohl ein Zugeständnis der Constantin-Produktion ans erhoffte große Publikum. Aber anders als beim ebenfalls aus dem Hause Constantin stammenden „Baader Meinhof Komplex“ folge aus der Mainstreamisierung keine Geschichtsklitterung.
Buch lesen, statt Film schauen, lautet das Fazit der „taz“. Das Ziel, ein unterhaltsames Kinostück mit attraktiven Frauen und hin und wieder lustigen Dialogen zu machen, sei stets präsent. „Es sollen nicht allzu böse Russen vorkommen und eine Berliner Kriegskulisse, in der es – trotz alledem – irgendwie immer fidel zugeht.“
Die „Frankfurter Rundschau“ würdigt die „Vermittlungsleistung“ zwischen dem sachlichen Text und der übergestülpten Emotionalität durch die Hauptdarstellerin, die das Menschenmögliche in diesem Dilemma durch zurückhaltende Sprache und Mimik leiste.
faz.net, „Süddeutsche Zeitung“ (S. 11), tagesspiegel.de, taz.de, fr-online.de
NACHGELESEN – Bücher in der Presse
Belletristik
Barbara Bronnen: Liebe bis in den Tod. Arche Verlag 2008, 18 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 34)
Robinson Jeffers: Die Zeit, die da kommt. Hanser 2008, 19,90 Euro.
nzz.ch
Jon Savage: Teenage. Die Erfindung der Jugend (1875–1945). Campus 2008, 29,90 Euro.
nzz.ch
Adrian Wanner (Hg.): Der Klang von Sonnenklarinetten. Drei Lyriker der ukrainischen Moderne. Gedichte Pano-Verlag 2008, 12 Euro.
nzz.ch
Giuseppe Zigaina: Mein Vater, der Widder. Folio-Verlag 2008, 19,50 Euro.
nzz.ch
Sachbuch
Peter Bichsel: Heute kommt Johnson nicht. Kolumnen 2005–2008. Suhrkamp 2008, 19,80 Euro.
nzz.ch
Markus Breitscheidel: Arm durch Arbeit. Econ 2008, 18 Euro.
taz.de
Gustav Dobos: Die Kräfte der Selbstheilung aktivieren! Zabert Sandmann 2008, 24,80 Euro
„Bild“ (Seite 10)
Winand Gellner, Michael Schmöller (Hg.): Neue Patienten – Neue Ärzte? Ärztliches Selbstverständnis und Arzt-Patienten-Beziehung im Wandel. Nomos Verlag 2008, 39 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 34)
Anselm Grün: Was soll ich tun? Antworten auf Fragen, die das Leben stellt. Herder 2008, 16,95 Euro.
bild.de
Jörg Lesczenski: August Thyssen 1842-1926. Lebenswelt eines Wirtschaftsbürgers. Klartext 2008, 39,90 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)
Henning Rosenau, Hakan Hakeri (Hg.): Der medizinische Behandlungsfehler. Beiträge des 3. Deutsch-Türkischen Symposiums zum Medizin- und Biorecht. Nomos Verlag 2008, 58 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 34)
Anna Segers: Ich erwarte Eure Briefe wie den Besuch der besten Freunde. Briefe 1924 bis 1952. Aufbau 2008, 36 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)
VORAUSGESEHEN – Bücher im Kino
Spiegel Online bespricht die Verfilmung des Bestsellers „Die Stadt der Blinden“ von Saramago. Regisseur Fernando Meirelles habe beeindruckende Bilder für die Leinwand-Fassung der blendend weißen Endzeit-Vision gefunden – allerdings keine eigene Sprache.
spiegel.de
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