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Das Projekt permanent im Gespräch halten

Immer mehr Verlage koppeln belletristische Werke im Serienformat aus. Piper bringt ab 6. Dezember eine Kurzgeschichtensammlung von Markus Heitz (Foto: Bernd Schuhmacher, www.anhur.de) in zehn Folgen heraus. Im Interview mit buchreport.de beschreibt der Fantasy-Autor den Reiz des Serien-Modus und skizziert Szenarien für künftige E-Book-Angebote. 
Die Kurzgeschichtensammlung „Die vergessenen Schriften“ fußt auf Heitz‘ Bestsellerserie „Die Legenden der Albae“. Piper verkauft die einzelnen Folgen im  Monats-Takt für je 0,99 Euro. Im Herbst 2013 soll der Zehnteiler (mit weiteren Inhalten)  in Buchform angeboten werden. Hier mehr zum Projekt.
Welche Entfaltungsmöglichkeiten bietet Ihnen das E-Book?
Im Grunde die alten Tugenden der künstlerischen Freiheit. Jede Autorin und jeder Autor hatte schon mal Ideen, die für kleinere odergrößere Projekte, aber nicht für einen Roman ausreichten. Dennoch sind die Ideen und Welten zu schön, um sie mit einem Schulterzucken zu verwerfen. Dafür ist das E-Book perfekt! Anderes Stichwort: Nebencharaktere und angedeutete Plots in Romanen. Sie können vertieft und ausgebaut werden.
Das E-Book ermöglicht es zudem, viele neue Themen auszuprobieren, ohne dass das kaufmännische Risiko für einen Verlag zu hoch wird. Immer wieder wird von der Leserschaft moniert, dass es so wenig Abwechslung in den Genres gäbe – was übrigens nicht stimmt. Mit dem E-Book existiert es keine Ausrede mehr, weder für den Autor/die Autorin noch für den Verlag. Und damit auch nicht mehr für die Leserschaft – wobei der elektronische Buchmarkt in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Aber Kinderfüße wachsen bekanntermaßen schnell.
Immer mehr Verlage und Autoren setzen auf das digitale Serien. Warum? 
Streng genommen sind die Vergessenen Schriften keine Serie. In meinem Fall ist es die Umsetzung der ohnehin seit einem Jahr vorhandenen Idee, eine Anthologie rund um die Albae herauszubringen. Es entstand beim Überlegen die Idee, die Anthologie vorab als E-Book-Variante Stück für Stück herauszubringen, ehe die gedruckte Version in einem Jahr kommt. Wenn man so möchte, ist es das gleiche Konzept von Musik-Album und Single-Auskopplungen. Der Vorteil: Man kann die Leserschaft damit überraschen, neugierig machen und -nicht zuletzt- das Projekt permanent im Gespräch halten. Aber machen wir uns nichts vor: Die Gesamtzahl der reinen E-Book-Nutzer ist nach wie vor  gering und nicht dazu geeignet, sich die Taschen voll zu machen, wie das in den USA möglich wäre. Darum geht es mir auch gar nicht.  Deutlich gesprochen: Ich verdiene mein Geld mit dem gedruckten Buch. Und ich muss kein Prophet sein, wenn ich sage, dass es die nächsten Jahre auch so bleiben wird. 
Was reizt Sie am Serienmodus, der offenbar lange Zeit nicht sehr populär war?
Es gab lange Zeit in Zeitungen und Zeitschriften die „abgeschlossenen Romane“, bevor sie rausgeflogen oder zumindest immer weniger wurden. Arthur Conan Doyle („Sherlock Holmes“) fing mit zwei Romanen an und ließ ab 1892 seine monatlichen Detektiv-Geschichten folgen; über seinen Erfolg muss man an der Stelle nichts sagen. Übrigens kam der immense Erfolg erst durch die Kurzgeschichten. Wir erleben also gerade eine Renaissance, würde ich sagen. Nur in digitaler Weise. 
Wie wichtig ist die Bekanntheit einer Marke – in diesem Fall: die „Albae“ – für die Etablierung von E-Book-Serien? 
Sicherlich hat es eine bestehende und erfolgreiche Marke einfacher als ein komplett neues Thema. Aber vielleicht fungieren die Bekannten ein bisschen als Türöffner für und Neugierigmacher auf das Medium E-Book? 
Sind denn Fantasy-Leser besonders E-Book-affin?
Zumindest sind Fantasy-Leser den neuen Medien gegenüber sehr offen, inklusive Internet. Sie schätzen das Buch jedoch ebenso als traditionelles Lese-Instrument. Meine Prognose für die entfernte Zukunft: kostenlose E-Reader, Monats-Abos oder Jahresverträge in Sachen Roman etc. wie im Handybereich; und nach dem Lesen der elektronischen Ausgabe entscheidet sich der Leser, ob er davon auch die gedruckte Variante in seine Bibliothek stellen will – und zwar ganz nach gusto, wahlweise als  Taschenbuch, Hardcover, in Leinen, in Schweinsleder, von Hand kunstvoll abgeschrieben, mit Illustrationen, kalligraphischem Touch und vieles mehr. Customized books und hoch individuell. Wird aber wohl noch dauern.

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